CFB Playoffs: Was wir aus den Halbfinal-Partien gelernt haben

(c) Keenan Pepper / flickr.com

Die College Playoffs 2018 hielten was man sich von ihnen erwarten konnte: In einem epischen Krimi setzten sich zunächst die Georgia Bulldogs nach zweifacher Verlängerung gegen die leicht favorisierten Oklahoma Sooners um Quarterback Baker Mayfield mit 54:48 durch und haben damit erstmals seit 1980 die Chance, den nationalen Titel nach Hause zu holen. Im zweiten Spiel des Abends – dem Sugar Bowl – konnten sich die Alabama Crimson Tide für die Finalniederlage vor einem Jahr revanchieren und die Clemson Tigers mit 24:6 besiegen. Alabama steht damit zum dritten mal in Folge im Endspiel.

Im folgenden erwartet den Leser eine ganz grobe Zusammenfassung der Spiele, aber auch detailliertere Unterpunkte zu einzelnen Spielern. Das haben wir von den zwei Partien gelernt:

Rose Bowl

Es war vermutlich eines der besten Spiele dieser Saison und generell ein Rose Bowl der in Erinnerung bleiben wird: Die Georgia Bulldogs und die Oklahoma Sooners schenkten sich wahrlich nichts, zeigten von Beginn an, dass man sich im vergangenen Monat intensiv mit dem jeweiligem Gegner beschäftigt hat. Besser in die Partie kam Oklahoma um Quarterback Baker Mayfield, man konnte schnell mit einem sehenswerten Spielzug zum ersten Touchdown gelangen. Prinzipiell gilt es zu betonen, dass in diesem Spiel eine hervorragende Offensive (Oklahoma) auf eine sehr starke Defensive (Georgia) traf. Von den defensiven Stärken sah man aber im gesamten Spielverlauf relativ wenig, zu gut und trickreich präsentierten sich beide Mannschaften, zu selten konnten die Coaches dagegen Mittel finden.

Zentrale Themen der Partie stellten sicherlich die Laufeinheiten beider Teams dar: Sowohl Rodney Anderson auf Seiten der Sooners (201 Yards, zwei Touchdowns) als auch die beiden Georgia Running Backs Sony Michel (181 Yards, drei Touchdowns) und Nick Chubb (145 Yards, zwei Touchdowns) bestimmten das Spielgeschehen, prägten eine unglaublich spannende und unterhaltsame Partie. Oklahoma schien zwischenzeitlich schon der sichere Sieger zu sein, lag man doch mit Ende des zweiten Viertels mit 17 Punkten voran. Ein Fehler im Coaching ließ die Bulldogs aber zum Pausenpfiff noch ein Fieldgoal treten, das man auch verwandeln und somit den Rückstand auf 14 Punkte verkürzen konnte. Nach der Pause ein anderes Bild, Georgia konnte mehr und mehr die starke Mayfield-Offensive eindämmen und selbst Touchdowns erzielen. Ende des dritten Viertels sah der Zuschauer ein 31:31 unentschieden, alles war für den großen Showdown im Schlussviertel angerichtet.

Georgia konnte mit einem Touchdown durch Javon Wims erstmals in Führung gehen, ehe Mayfield mit einem Pass auf seinen Fullback Dimitri Flowers zurückschlug. Dann ein weiterer großer Auftritt von Sony Michel, diesmal aber im negativen Sinn, er fumbelte den Ball, Sooners-Defensive Back Steven Parker konnte das Ei in seine Obhut bringen und in die Endzone tragen. Doch noch nicht genug, konnte Georgia in Form von Nick Chubb noch einmal zurückschlagen und damit die erste Verlängerung in der Geschichte des Rose Bowls sichern (45:45).

Oklahoma gewann den Münzwurf, verzichtete aber auf den Ball und ließ somit Georgia an Oklahomas 25-Yard-Linie den Ball über. Die Defensive der Sooners hielt stand, Bulldogs-Kicker Rodrigo Blankenship verwandelte ein Field Goals zur neuerlichen 48:45-Führung für Georgia. Mayfield übernahm auf der anderen Seite das Kommando und hatte ähnlich viel Erfolg wie Georgia zuvor – auch seine Mannschaft musste ein Field Goal kicken, auch Sooner-Kicker Austin Seibert behielt die Nerven. 48:48 – eine weiter Verlängerung bitte. Oklahoma bekam den Ball hatte aber wieder ähnlichen Erfolg wie in Overtime 1 – nur dass diesmal das Field Goal von Seibert geblockt wurde. Die Bulldogs hatten damit alle Trümpfe in der Hand, das Spiel zu beenden und ins Finale einzuziehen. Sony Michel entschied schlussendlich im letzten Drive des Abends die Partie mit einem weiteren Touchdown zu Gunsten der Bulldogs. Diese Partie sollte man sich unbedingt ansehen.

Baker Mayfield zementiert Status

Der aktuelle Heisman Trophy-Winner Bayker Mayfield zeigte eine zwiespältige Leistung: In der ersten Hälfte dirigierte er wie gewohnt seine Mannschaft über das Feld, vermied Fehler, konnte sich durch starke Würfe in enge Fenster und richtige Entscheidungen auszeichnen. Dass er zusätzlich auch noch einen fantastischen Wide Receiver gibt und einen Touchdown fing (nimm das Lamar Jackson), zeigte, was sich Oklahoma für dieses Spiel vornahm. Tricks und Können vereint.

In Hälfte zwei ging weniger bei Mayfield. Mit einer vermeidbaren Interception (überworfen) lenkte er das Momentum in Richtung Georgia. Später schien sein Coach Lincoln Riley nicht mehr wirklich auf Mayfield setzen zu wollen, sehr fragwürdiges Playcalling folgte. Mayfield war im Vorfeld des wohl wichtigsten – und wie sich später herausstellen sollte letzte – Collegespiels seiner Karriere gesundheitlich stark angeschlagen. Er wollte, das sah man ihm an, sein Coach Riley ließ ihn aber nach der Interception nicht mehr. Sehr schade, sehr bitter – da wär wirklich mehr drinnen gewesen. Feststeht aber – ich sehe derzeit keinerlei Chance, dass Mayfield aus der ersten Draftrunde fällt, mehr noch, ich sehe keine Chance, dass er nicht schon in den Top-15 ausgewählt wird. Wenn wir von dem QB sprechen, der schon am weitesten ist und der nicht mehr viel braucht um in der NFL Fuß zu fassen, dann ist das Mayfield. Näheres zu seinem Skillset wird es dann in den Offseason-Reports ab Februar geben.

Orlando Brown kann der neue Left Tackle deines Teams sein

O-Liner und insbesondere Left Tackles bestimmen Jahr für Jahr den NFL Draft. Orlando Brown dürfte einer von denjenigen sein, die jede Line in der NFL stärker machen werden. Ein Hüne (2.03 Meter, 154 Kilogramm) besteht er gegen nahezu jeden Gegenspieler. Einzig seine Flexibilität ist noch nicht ausgereift, schnelle Rusher liegen ihm nicht wirklich. Aber: er dürfte auch in den Top-15 vom Board gehen.

Jake Fromm ist der College-Quarterback der das Geschehen bestimmen wird

Georgia-Quarterback Jake Fromm schreibt weiterhin an seinem Märchen: Der Freshman gibt seit Woche eins den Spielmacher der Bulldogs, nachdem sich der eigentliche Starter Jacob Eason verletzte. Der 19-Jährige überzeugt seitdem mit hohem Niveau, wird von Spiel zu Spiel besser und selbstbewusster. Wie er auf der großen Bühne die Nerven behielt und sein Spiel durchzog war hochgradig beeindruckend. Wird eine sehr spannende Karriere.

Runningbacks ohne Ende

Den Läufern gehörte das Spiel. Nick Chubb, der sich entgegen der allgemeinen Erwartungen im vergangenen Jahr nicht für den Draft aufstellen ließ, profitierte von seiner Senior-Saison – er sieht nach seiner wirklich schrecklichen Verletzung von 2015 wieder wie der alte aus. Dürfte Runde zwei werden. Sony Michel zeigt sich ebenfalls fantastisch, er wird seinen Weg im Draft ebenfalls finden und dürfte ebenfalls am zweiten Tag ein Team finden. Rodney Anderson, Runningback der Sooners, bleibt eine Wundertüte: Wegen seiner Verletzungsvergangenheit steht noch nicht fest wie es mit ihm weiter geht, ob er sich aufstellen lässt und wie hoch sein Value tatsächlich ist. Fest steht aber: Alle Runningbacks im Rose Bowl konnten dem Spiel ihren Stempel aufdrücken.

Und defensiv?

Bulldogs-Linebacker Roquan Smith muss man einfach lieben, auch wenn er gerade zu Beginn des Spiels noch mit der Offensive der Sooners Probleme hatte. Später kam er aber immer besser ins Spiel, schloss die Partie mit elf Tackles ab. Raiders-Fans – er könnte euer neuer Linebacker für die nächste Dekade sein…

Und sonst so?

Die beiden Coaches Lincoln Riley (Oklahoma) und Kirby Smart (Georgia) zeigten was sie können. Gerade Smart hat in der Pause ein fantastisches Mittel gefunden um Riley outzucoachen. Es war eine hervorragende Partie Schach, gespielt von zwei mehr als aufstrebenden Nerds, die wohl nur noch wenige Jahre auf diesem Niveau zu sehen sein werden.

Sugar Bowl

Das dritte Collegeplayoffspiel zwischen den Alabama Crimson Tide und den Clemson Tigers hatte im Gegensatz zu den beiden Finalpartien der vergangenen Jahre wenig Drama zu bieten. Am Ende gewannen die New England Patriots des College-Footballs – also Alabama – wieder einmal. Eine weitere Finalteilnahme für das Team von Nick Saban. Ohne Deshaun Watson (der bekanntlich mittlerweile in der NFL spielt) wollte Clemson durch die in der Saison schon starke Defensive überzeugen, wirklich viel Erfolg hatte man an diesem Abend aber nicht. Alabama konnte rasch mit zehn Punkten im ersten Viertel in Führung gehen, die Tigers antworteten vor der Pause aber nur mit einem Field Goal. Die zweite Hälfte begann mit einem Fumble von Alabama-Quarterback Jalen Hurts, Clemson konnte mit dem Ballgewinn aber nur zu einem weiteren Field Goal kommen. In weiterer Folge hielt die Defensive der Tigers dicht, ehe Kelly Bryant – Watsons Nachfolger als Clemson-Quarterback – eine Interception warf. Defensive Tackle Da’Ron Payne sorgte für den Pick und amüsanterweise wenig später auch für den anschließenden Receiving-Touchdown: 17:6-Führung für Alabama Mitte des dritten Viertels. Für Clemson kam es noch dicker, Bryant warf im anschließenden Drive abermals eine Interception, diesmal gar einen Pick-Six. Die Tigers versuchten noch einmal den Fuß in die Tür dieses Halbfinales zu bekommen, die beiden Teams neutralisierten sich aber anschließend und es blieb beim 24:6 Endstand. Und das Finale zwischen zwei SEC Teams (Georgia und Alabama) stand fest.

Gebt Saban nicht einen Monat Vorbereitungszeit

Viel wurde geredet über die Nominierung von Alabama als viertes Playoff-Team, konnten die Crimson Tide dieses Jahr nicht einmal ihre eigene Conference gewinnen. Das Komitee entschied sich dennoch für die Crimson Tide und Nick Saban zeigte abermals, was sein Team tatsächlich im Stande ist zu leisten. Saban fand eine Antwort auf alles, stellte seine Spieler perfekt ein und konnte auch die zwischendurch kriselnde Defensive wieder zu einer starken Einheit formen. Hier wurde der Grundstein des Sieges gelegt, Clemson hatte meistens keine Antwort auf das Konzept der Crimson Tide. Und das alte Sprichwort wurde wieder bewahrheitet: Defense Wins Championships…

Unterschiedliche QBs

Jalen Hurts, Quarterback der Crimson Tide, ist der Leader der Offensive, daran besteht kein Zweifel. Der Sophmore hat eine durchwachsene Saison hinter sich, unter anderem mit grausamen Leistungen (Auburn) – im Sugar Bowl zeigte er aber ein staubtrockene und starke Leistung. Über den Lauf- und das Passspiel konnte er seine Mannschaft nahezu ungefährdet zum Sieg führen. Sehr solide Vorstellung.

Ganz im Gegensatz zu Kelly Bryant, dem auf der großen Bühne etwas die Nerven versagten. Dem Junior entglitt beim Stand von 6:10 aus seiner Sicht das Spiel aus der Hand, sorgte mit zwei Turnover für die entscheidenden Momente, die die Niederlage besiegelten. Man kann davon ausgehen, dass er noch ein Jahr am College dranhängt und sich im kommenden Jahr wieder von seiner starken Seite präsentieren will.

Und aus Draftsicht?

Da’Ron Payne war der Mann des Spiels und hat sich damit sicherlich weiter und zumindest tiefer in die Draftbücher eingeschrieben. Der Defensive Tackle ist einer der besten seiner Zunft gegen den Lauf und man darf gespannt sein, wie er sich gegen Nick Chubb und Sony Michel behauptet. Wird ein fantastisches Matchup.

Minkah Fitzpatrick gilt als einer der vielversprechendsten Prospects der Klasse. Der Safety überzeugte ebenfalls, kam auf drei Tackles (einen für Raumverlust) und lenkte einen Pass ab. Sein Spiel zu beschreiben dauert etwas länger, ich verweise einmal mehr auf die bald erscheinenden Draft-Reports.

Wide Receiver-Star Calvin Ridley kam in einem von Laufspiel dominiertem Spiel auf 39 Receiving-Yards und einen Touchdown. Aber zu seinen Fähigkeiten:

https://twitter.com/Brennon_Lamee/status/948071733684191232

Auf Seiten der Tigers machten Defensive Tackle Christian Wilkins und Defensive End Clelin Ferrell eine gute Figur, kamen auf acht bzw. vier Tackles. Ferrell kam zusätzlich noch auf einen Sack, er wird in den kommenden Wochen, wenn sein Tape ordentlich studiert wurde, die Boards noch oben stürmen. Wäre ein spannender Kandidat für die Chicago Bears gegenüber von Leonard Floyd…

Titelbild: flickr.com / Keenan Pepper

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