Der Fall Bosa: die wichtigsten Fragen

Immer noch keine Einigung zwischen den San Diego Chargers und ihrem Firstround-Rookie Joey Bosa.

Wie die San Diego Chargers am Mittwoch mitteilten, konnte man sich trotz des “bestmöglichen” Angebots von Seiten San Diegos, nicht einigen. Der Defensive End hätte laut einer Aussendung, mehr garantiertes Geld erhalten, als jeder Chargers-Rookie in den vergangenen zwei Jahren. Weiters hätte 2017 nur Eagles Rookie-QB Carson Wentz mehr Geld verdient, als Bosa. Dieser lehnte aber ab. Warum, und was sind die Fakten?

Sind Rookie-Verträge nicht ohnehin vorgegeben?

Ja, im Grunde schon. Im konkreten Fall herrscht zwischen den Chargers und Bosa auch Einigkeit über das Grundgehalt, allerdings gibt es keine Einigung über den Zeitpunkt der Bonus Zahlungen und über die Konditionen der “offset language”.

Was ist “offset language”?

Die Verträge der ersten Firstround-Picks sind voll garantiert. Offset Language kommt dann ins Spiel, wenn ein Spieler seinen Vertrag nicht vollkommen erfüllt.

Ein Gedankenexperiment:

Nehmen wir an, Bosa unterschreibt einen Vierjahres Vertrag, der ihm 16 Millionen Dollar garantiert. Bosa verdient als vier Millionen Dollar im Jahr, Dank seines Draftzeitpunkts (#3) ist der Vertrag zur Gänze garantiert. Würden die Chargers Bosa nach drei Saisonen cutten, würden sie ihm immer noch vier Millionen Dollar schulden.

Bosa unterschreibt daraufhin einen Einjahresvertrag bei einem anderen Team, der ihm drei Millionen Dollar einbringt. Bosa würde also in diesem Jahr sieben Millionen verdienen: vier Millionen von den Chargers und die drei Millionen von seinem neuen Team.

Ist aber in Bosas Chargers-Vertrag eine “offset language”-Klausel enthalten, sind die Chargers nicht für Bosas vier Millionen Dollar verantwortlich, zumindest nicht zur Gänze. Man müsste nur die Differenz bezahlen, das heißt in diesem Fall, nur eine Million, da die restlichen drei Millionen vom neuen Team übernommen werden. Würde Bosa einen Vertrag über vier Millionen unterschreiben, die Chargers würden ihm keinen Cent schulden. Man kann also sagen: Teams wollen die Klausel drinnen haben, Spieler nicht.

Wie steht es mit den Bonus Zahlungen?

Bosa will sein Bonus-Geld innerhalb der ersten Jahre, die Chargers wollen es lieber wie üblich über die Jahre verteilen. Erwähnenswert: der Vertrag ist komplett garantiert, dass heißt, die Chargers wollen Bosa nicht um Geld oder sonstiges bringen.

Behandeln die Chargers Bosa unfair?

Jain. Seit 2012 ist es üblich, dass die Top 5 Picks entweder keine “offset language” im Vertrag stehen hat oder, dass es keine Aufschiebung der Bonuszahlungen gibt. Bosa will eines von beiden, wie es quasi jeder andere Top-Pick auch hat. Die Chargers schienen lange auf beides zu beharren, das letzte Vertragsangebot lässt aber darauf schließen, dass Bosa zumindest früher seine Boni erhalten hätte (da er im zweiten Jahr enorm viel Geld verdient hätte). Es macht zumindest den Anschein, dass die Chargers schlußendlich doch einen Schritt auf Bosa zugingen. Da es aber zu keiner Einigung kam und Bosa jetzt dadurch sicher nicht 16 Spiele spielen wird, ergibt sich eine komplexe Situation.

Spielt Bosa noch 2016?

Das hängt davon ab, bis wann man sich auf einen Vertrag einigen kann. Bis zum Dienstag nach Woche 10 muss ein gültiges Arbeitspapier da sein, damit Bosa noch in diesem Jahr spielen darf. Schafft man es nicht bis zu diesem Zeitpunkt, muss bis zum ersten Tag des NFL Drafts 2017 eine Einigung her – Bosa könnte dann ganz normal spielen. Geschieht dies nicht, ist Bosa im Draft verfügbar und kann von jedem Team gepickt werden, außer von den San Diego Chargers.

Bosa dürfte übrigens nicht mehr am College, wohl aber in jeder anderen Profi-Liga der Welt spielen. Allerdings würden sich dann die Rechte der Chargers an Bosa auf drei Jahre verlängern, was bedeuten würde: kein neuer Draft mehr für den Defensive End.

Die Seite von Bosa meldete sich übrigens auch zu Wort.

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