Detroit Lions: und sie warten und warten und warten

Der Wahnsinn hat einen Namen

Millen stellte das Team gleich drastisch um, wollte Batch als QB loswerden. Dieser kam aber 2001 unter dem neuen Head Coach Marty Mornhinweg (das ist jener Kollege, der nun Offensive Coordinator der Baltimore Ravens ist) weiterhin als Starter zum Einsatz. Abermals konnte er wegen einer Verletzung nicht die gesamte Saison durchspielen und er wurde durch Ty Detmer ersetzt. Dieser wiederum wurde von den Cleveland Browns für einen Viertrunden-Pick geholt. Detmer spielte absolut katastrophal und warf sieben (!) Interceptions gegen seine ehemaligen Teamkollegen aus Cleveland (für alle die nicht wissen, wie die Browns damals so drauf waren, gibt es hier noch einmal eine Erinnerung). Millen und Batch wurden sich nicht mehr grün was die Entlassung Batchs zur Folge hatte. Man hatte aber einen Masterplan: im Draft 2002 wollte man sich mit Joey Harrington einen Franchise-QB sichern. Oh Detroit, manchmal bist du so Cleveland.

Harrington galt als großes Talent, entfachte an der Universität von Oregon eine unglaubliche Euphorie und spielte hervorragend. Die Erwartungen waren hoch, seine erste Saison verlief aber unglaublich enttäuschend, denn die Lions beendeten die Saison 2002 mit einem 3-13 Record. Immerhin gab es dafür den zweiten Drafptick zur Saison 2003. Mit diesem Pick holte sich Millen den Wide Receiver Charles Rogers, der mit Randy Moss verglichen wurde und 2002 als bester College-Receiver ausgezeichnet wurde. Nach vielversprechendem Beginn (fünf Spiele, 22 Receptions, 243 Yards und drei TDs) brach er sich das Schlüsselbein und verpasste die restliche Saison.

Zudem stieß Steve Mariucci als neuer Head Coach zu den Lions. Mariucci war zuvor Head Coach der San Francisco 49ers und wurde von General Manager Millen mit einem Fünfjahresvertrag mit garantierten 25 Millionen Dollar eingestellt.  QB Harrington hatte derweil seine Probleme mit der von Mariucci eingesetzten West Coast Offensive. Man kam am Ende auf einen 5-11 Record. General Manager Millen sorgte während der Saison für einen Skandal, als er nach einer Niederlage bei den Kansas City Chiefs deren Receiver Johnnie Morton als “Schwuchtel” (sic!) bezeichnete. Morton spielte von 1994-2001 bei den Lions, wurde aber unter Millen schnell aus dem Kader geworfen.

2004 dieselben Probleme, Harrington kam nicht wirklich zurecht, Charles Rogers brach sich abermals das Schlüsselbein und schied wieder die gesamte Saison aus. Wieder beendete man die Saison negativ, 6-10 am Ende der Saison. Für Aufsehen sorgten die Lions aber schon zu Beginn der Saison 2004, als man im Draft abermals in der ersten Runde mit Roy Williams einen weiteren Wide Receiver auswählte. Williams sollte sich sofort als echter Gewinn herausstellen, da er in zwölf Spielen auf 54 Eeceptions für 817 Yards und acht Touchdowns kam. Danach: Knöchelverletzung, Saison vorbei.

Oh dear – es hört nicht auf

2005 startete die Offseason dann noch brisanter: obwohl das Team zwischen 2001 und 2003 kein Auswärtsspiel gewinnen konnte (24 Spiele!), wurde Millen von Owner Ford mit einem neuen Fünfjahresvertrag ausgestattet. Abermals hatten die Lions einen frühen Draftpick, abermals wählte man einen Wide Receiver in der ersten Runde: Mike Williams. Williams spielte an der Universität von Süd-Kalifornien (USC) und war eine Wucht. In zwei Jahren kam er auf über 2.500 Receiving Yards und 30 Touchdowns.

Dennoch wollte er schon 2004, nach seinem Sophomore-Jahr, in der NFL spielen. Das ist allerdings verboten, da ein Spieler frühestens nach drei Jahren (nach der High-School) von einem NFL Team verpflichtet werden darf. Williams war’s egal, er heuerte einen Agenten an, präsentierte sich als NFL-Draft-Kandidat und füllte das notwendige Papierwerk der NFL aus, um im Draft gelistet zu sein. Damit war er nicht mehr für College-Football zugelassen. Der oberste Gerichtshof sprach ein Machtwort und beendete Williams Träume: er durfte nicht am Draft 2004 teilnehmen und auf Grund seiner Aktionen (Anschaffung eines Agenten) nicht am College weiterspielen oder gar trainieren. Somit saß er die gesamte Saison 2004 aus. Obwohl nicht in Topform und über ein Jahr ohne Spiel, wählten ihn die Lions an zehnter Stelle des Drafts aus.

Lions Firstroundpicks unter Matt Millen

Eine Entscheidung, die wieder einmal einzig und allein auf Matt Millen zurückzuführen ist. Millens Sohn Matthew gab Jahre später Einblick in den damaligen Warroom der Lions: “Wir waren uns alle einig: DeMarcus Ware ist der Spieler den wir wollen. Wenn er an Nummer zehn noch verfügbar ist, nehmen wir ihn. Es hat alles gepasst, wir wussten er würde gut in unsere Schema passen. Es kommt also zum zehnten Pick und Ware ist noch draußen. Ich dachte mir “ok, wir haben unseren Spieler” als einige andere Verantwortliche begannen, Williams ins Spiel zu bringen. “Wenn wir Williams mit Roy Williams zusammentun, haben wir unglaubliche Waffen”. Da hat sich die Entscheidung meines Vaters schnell geändert”.

Die Regular Season 2005 sollte für die Lions wieder nicht erfolgreich verlaufen. QB Joe Harrington sollte den Job zunächst an Jeff Garcia verlieren, nur um ihn im November wiederzugewinnen. Garcia wurde von Millen zu dieser Saison erst verpflichtet. Harrington war aber nicht der einzige Spieler mit Problemen: Charles Rogers – wir erinnern uns, Firstround-Draftpick von 2003 – wurde wegen eines positiven Drogentests für die ersten vier Spiele der Saison gesperrt. Es sollte sich herausstellen, dass der Receiver auch schon zu seiner Zeit am College durch mehrere Drogentests fiel. Auf Grund eines Verstoßes gegen eine Vertragsklausel musste Rogers den Lions 8.5 Millionen Dollar von seinem 14 Millionen Dollar Signing-Bonus zurückzahlen. Obwohl fit, spielte Rogers 2005 nur in neun Spielen und kam auf magere 197 Yards mit einem Touchdown. Roy Williams, Draftpick von 2004, kam nicht ganz an seine Rookie-Season heran, führte mit 687 Receiving Yards sein Team an. Und Mike Williams? Der Rookie kam auf 350 Yards und einen Touchdown. Zum Vergleich: DeMarcus Ware kam in seiner Rookie-Season auf 58 Tackles und acht Sacks. Man schloss das Jahr mit 5-11 ab, Mariucci wurde entlassen.

Die Fans begannen ihre Frustration zu zeigen, ein “Fire Millen”-Movement entstand. Man protestierte gegen seine Vertragsverlängerung, man wählte teilweise sogar die Farben des Gegners zum nächsten Heimspiel, um den Unmut auszudrücken.

Nach der Saison 2005 großer Umbruch: Rod Marinelli wurde als Head Coach bestimmt. Joey Harringtons Karriere in Detroit war schon wieder beendet, er wurde zu den Dolphins verfrachtet. An seine Stelle kamen Free Agent Jon Kittna und Josh McCown ins Team. Charles Rogers wurde entlassen. Kittna warf zwar in seinem ersten Jahr bei den Lions über 4.000 Yards und 21 Touchdowns, aber auch 22 Interceptions. Mike Williams kam auf magere 99 Yards. Roy Williams hingegen hatte seine beste Saison mit 1.310 Receiving-Yards bei sieben Touchdowns. Am Ende kam man aber nur auf 3 Siege bei 13 Niederlagen. Mike Williams wurde anschließend zu den Oakland Raiders getradet. Wieder einmal viel Lärm um nichts.

Hoffnung durch den Superstar – der absolute Tiefpunkt

Eine, aber wirklich nur eine einzige Sache hat Matt Millen aus Sicht der Lions richtig gemacht: Calvin Johnson. An zweiter Stelle holte man sich das Ausnahmetalent. Obwohl leicht am Rücken verletzt und nicht unbedingt als Starter eingesetzt kam Megatron in seiner ersten Saison auf 756 Yards und vier Touchdowns. Die Saison sollte für die Lions leicht besser laufen, zu Beginn kam man gar auf einen 6-2 Start. Danach war aber absolut nichts mehr zu holen, von den restlichen acht Spielen gingen sieben verloren, man beendete die Spielzeit mit 7-9.

Die Erwartungen wurden dennoch etwas nach oben geschraubt, viele Fans erhofften sich dank Johnson endlich erfolgreich zu werden. Roy Williams tauschte man gegen einen Erst-, Dritt- und Sechstrundenpick zu den Dallas Cowboys. Megatron war also auf sich alleine gestellt. Das Team startete sensationell in die Saison: alle vier Spiele der Pre-Season wurden gewonnen, geht da endlich mehr? Spätestens jetzt sollte man wieder einmal betonen, wie unglaublich wenig die Pre-Season aussagt. Das sind nette Testspiele, die nichts mit der Regular Season zu tun haben.

Die Lions starteten wieder mit Kittna in die Saison, verloren aber gleich die ersten drei Spiele. Owner Ford zog endlich und endgültig die Reißleine und entließ Matt Millen. Kittna verletzte sich nach Woche vier, Dan Orlovsky übernahm für Kittna und hatte ein denkwürdiges Debüt, als er mit dem Ball aus der eigenen Endzone lief und einen Safety verursachte. Mit Orlovsky war nicht viel zu holen, Daunte Caulpepper wurde als QB engagiert und übernahm ab Woche 10, ehe er sich in Woche 14 an der Schulter verletzte. Egal wer auf Megatron warf (1.313 Yards und 12 Touchdowns) es half nichts. Die Lions leisteten historisches und beendeten die Saison 2008 mit null Siegen und 16 Niederlagen. Das hat zuvor und auch danach kein anderes Team geschafft. Head Coach Rod Marinelli wurde schon im Dezember entlassen.

Factbox Matt Millen

General Manager & Ceo 2001-2008
Record: 31-81 (schlechteste Statistik über diesen Zeitraum)
Kein Auswärtssieg zwischen 2001-2003
0-16 Saison 2008 (auch wenn nur an drei Spielen beteiligt)
Draftete vier WRs in erster Runde
Fabrizierte Busts ohne Ende (Harrington, Charles, Williams, Kevin Jones)
Einziger Erfolg: Calvin Johnson – ein blindes Huhn findet auch ein Korn

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