SENFL

Divisionalround Review: Packers gewinnen Krimi, Steelers kicken sich weiter

Da waren es nur noch vier: die Divisional-Playoffs sind geschlagen, mit den Green Bay Packers und den Pittsburgh Steelers zogen die letzten beiden Mannschaften in die Halbfinali ein. Das können wir von den letzten Viertelfinal-Paarungen mitnehmen:

Der Wahnsinn von Dallas

Eigentlich schien das Spiel zwischen den Green Bay Packers und den Dallas Cowboys Mitte des zweiten Viertels schon entschieden zu sein: Green Bay führte mit 18 Punkten und hatte sowohl Momentum als auch Dallas im Griff. Doch die Cowboys um Rookie Dak Prescott ließen sich nicht beeindrucken, zeigten Herz und kamen wieder ins Spiel zurück. Als es 35 Sekunden vor Schluss dann plötzlich 31:31 ausgeglichen stand, war alles angerichtet für eine Overtime, die sich das Spiel verdient hätte. Es kam anders. Aaron Rodgers zauberte wieder, brachte zwölf Sekunden vor Ende bei 3&20 einen magischen Ball für 36 Yards zu Tight End Jared Cook an. Sowohl Pass als auch Fang waren absolut spektakulär, Cook schaffte es irgendwie mit beiden Füßen im Spielfeld zu bleiben. Mason Crosby – Green Bays Kicker – behielt Nerven, setzte das entscheidende Field Goal mit Spielende zwischen die Pfosten. 34:31, Green Bay weiter. Ein Krimi, ein Wahnsinnsspiel.

Rodgers einmal mehr schlicht magisch

Aaron Rodgers ist nicht von dieser Welt und wenn doch, dann ist er nur für eines gemacht: die Position des Quarterbacks. Gegen Dallas zeigte er einmal mehr eine herausragende Leistung, kam auf 356 Yards (28/43) und zwei Touchdowns bei einer Interception. Gerade zu Beginn des Spiels marschierte er über das Feld, führte sein Team von einem Touchdown zum nächsten. Obwohl er sich mit tiefen Pässen schwer tat (sechs von zwölf für mindestens zwanzig Yards kamen an, sowohl einen TD als auch eine INT), er ist der Spieler der heute in aller Munde ist. Denn: großartige Quarterbacks machen großartige Plays wenn es drauf ankommt. Rodgers Pass im letzten Drive zu Cook wird uns noch Jahre lang begleiten. Rodgers kann Dinge, die nur er machen kann. Allerdings blendet dieser Pass eine eher, für Rodgers-Verhältnisse maue, zweite Hälfte aus: gegen den Blitz der Cowboys fand er oft kein Mittel, die Interception geht auf seine Kappe, es war eine der seltenen schlechten Entscheidungen von ARod, die aber in diesem Spiel passieren musste. Denn an diesem Abend erlebte man absolut alles was das Footballherz begehrt.

Einspringen für Nelson

Jordy Nelson, Star-Receiver der Packers, stand wegen zwei gebrochener Rippen nicht zur Verfügung, im Vorfeld breiteten sich Sorgen aus, ob die anderen Spieler an seine Stelle treten könnten. Und das konnten sie. Tight End Jared Cook hatte sein bestes Spiel als Packer, kam auf 104 Yards bei sechs Fängen und einen Touchdown. Es war endlich das Durchbruchspiel des talentierten Spielers, der im Sommer von den Los Angeles Rams nach Wisconsin wechselte. Cook war nicht der einzige der in Abwesenheit von Nelson glänzte: Davante Adams kam auf 75 Yards, dürfte aber angeschlagen in das Spiel gegen die Falcons gehen, da er sich gegen Ende des Spiels die Knöchel schmerzvoll verdrehte. Randall Cobb (62 Yards) und Rookie Gernonimo Allison (46 Yards) waren für das Spiel ebenso wichtig, wie Richard Rodgers der nur einen Catch hatte, diesen aber für 34 Yards in die Endzone brachte. Alles in allem eine sehr runde Vorstellung von Rodgers und seinen Passfängern.

Die Line der Packers muss wieder einmal besonders hervorgehoben werden, man verschafft Rodgers enorm viel Zeit, so dass er improvisieren kann wenn es sein muss. Eine kurze Schrecksekunde erlebten Packers-Anhänger im zweiten Viertel, als Left Tackle David Bakhtiari mit einer Knöchelverletzung aus dem Spiel musste. Der Second-Team All-Pro kam aber im anschließenden Drive wieder zurück. Einzig gegen den Blitz, dem Serum der Cowboys gegen Rodgers, sah die Line nicht gut aus.

Defensiv mit Höhen und Tiefen

Wirklich vom Glück verfolgt sind die Packers nicht, zumindest was Verletzungen in der Secondary betrifft. Die ganze Saison über fällt der ein oder andere Schlüsselspieler aus, gestern traf es nach wenigen Snaps Safety Morgan Burnett. Keine einfache Situation, jedoch schlug die Stunde eines anderen Spielers: Micah Hyde. Der Slot-Corner spielte eine hervorragende Partie, kam auf eine sehr geniale Interception, stellte sich zu Beginn des Spiels gleich bei Prescott vor (Sack) und setzte weitere Akzente gegen das Laufspiel von Elliott. Ebenso stark zeigte sich Rookie Nose Tackle Kenny Clark, der auf vier Tackles kam, Elliott stoppen konnte und gegen die O-Line der Cowboys einen sehr guten Job erledigte.

Gänzlich überfordert mit seinem Gegenspieler war Packers Cornerback LaDarius Gunter, der gegen Dez Bryant, vor allem in Single Coverage keine Chance hatte. Er ließ Touchdowns von Bryant zu, verursachte eine kostspielige Pass Interference, die Dallas noch einmal ausglichen ließ. Sicher, es gibt leichtere Duelle wie jenes gegen Bryant, nächste Woche gegen Julio Jones dürfte es aber nicht unbedingt leichter werden.

Dak beweist sich endgültig

Und das war’s endgültig. Aber das stand schon vor der Partie fest. Man will Tony Romo traden. Dank der Performance von Rookie QB Dak Prescott gibt es daran jetzt keinen Zweifel mehr. Der junge Spielmacher hatte zu Beginn der Partie seine Probleme mit dem Ball Placement und Pech mit den Butterfingern seiner Mitspieler bzw. deren Vorliebe Strafen zu produzieren. Dann ging es aber richtig los. Prescott führte seine Cowboys von einem 18 Punkte Rückstand wieder zurück ins Spiel, hätte das Spiel am Ende sogar gewinnen können. Sein letzter Drive war perfekt, 42 Yards in einer Minute, Kicker Baily konnte ausgleichen. Prescott funktionierte gegen den Blitz der Packers, konnte in diesen Situationen zwei Touchdowns werfen. Glück hatte er als Packers Rookie Defensive Back Kentrall Brice eine sichere Interception nicht unter Kontrolle bringen konnte. Auch wenn es nicht gereicht hat, der ein oder andere während des schwachen Beginns nach Romo schrie, Prescott ist die Zukunft dieses Teams. Er hat sich während dieser Saison enorm weiter entwickelt, wird diese Franchise führen. Insgesamte Aubeute gegen Green Bay 302 Yards (24/38), drei TDs, eine INT.

Elliott muss hungern

Ezekiel Elliott wurde lange Zeit zu wenig eingesetzt. Gab man ihm aber den Ball, der Rookie Runningback zog sein Ding wieder kompromisslos durch. 125 Rushing Yards, davon 80 Yards nach Kontakt. Eigentlich ein ganz normales Spiel für den Rushing-Leader. Wer noch eine Talentprobe braucht, bitte sehr:

Dez Bryant war die Versicherung für Prescott, schnupfte eben seinen Gegenspieler Gunter in nahezu jedem Duell und schloss den Abend mit 132 Yards und zwei Touchdowns ab. Bestes Spiel der Saison, eines der besten Spiele eines Receivers des ganzen Jahres. Und der alte Mann Jason Witten kam mit 59 Yards und einem Touchdown ebenfalls noch zu seinen verdienten Lorbeeren.

Zu lange zugeschaut

Das Experiment “wir setzten Rodgers nicht unter Druck sondern lassen ihn passen” ging gründlich in die Hose. In der ersten Hälfte konnte Rodgers mit der Defensive der Cowboys machen was er wollte, nur kurz vor der Pause versuchte Dallas von einem drei/vier Mann Pass Rush auf Blitz umzustellen. Das hat sich ausgezahlt in der zweiten Hälfte konnte man so Rodgers zu Fehlern zwingen und auch zu Boden reißen. Dass Safety Jeff Heath Rodgers vor dem berühmten Pass auf Cook nicht zum Fumble zwingen konnte, ist ein Wunder und einfach Rodgers geschuldet.

Sean Lee, einer der besten Linebacker der Liga, zeigte vermutlich sein schlechtestes Spiel in sehr langer Zeit. Er konnte wenig ausrichten, verpasste Tackles und wurde von Richard Rodgers bei seinem Touchdown komplett vernascht. Sehr ungewohnt.

Wie geht es jetzt weiter?

Die Green Bay Packers treffen im NFC Conference Finale auf die Atlanta Falcons und spielen um ihre erste Super Bowl Teilnahme seit 2010. Es wird ein Punkt-Festival im Georgia Dome!

Für Dallas war es heuer also noch zu früh um den “Fight zu finishen”. Mit dieser Mannschaft geht aber noch sehr viel. Prescott, Elliott und Co. haben das Potential die Liga zu dominieren. Der 2016er Draft ist einer der besten den eine einzelne Mannschaft jemals so getätigt hat.

Weiter zu Pittsburgh @ Kansas City:

Photo by Phil Ellsworth / ESPN Images

Pittsburgh durch

Die Pittsburgh Steeler kickten sich gegen die Kansas City Chiefs mit 18:16 ins AFC Conference Finale. Kicken im wahrsten Sinne des Wortes, denn jeder einzelne der 18 erzielten Punkte wurde durch ein Field Goal erzielt. Kicker Chris Boswell stellte dabei einen neuen Postseason-Rekord auf: sechs Field Goals in einem Spiel hat’s noch nie gegeben. Kansas City erzielte zwar zwei Touchdowns, scheiterte aber an der 2pt-Conversion, die man ursprünglich erfolgreich beenden konnte, jedoch nach einer Holding-Strafe wiederholen musste.

Konservativ zum Erfolg

Mike Tomlin, Head Coach der Pittsburgh Steelers, wollte den Ball nicht verlieren und auch sonst jegliches Risiko vermeiden. Deshalb ließ er auch jedes Field Goal kicken und spielte keinen vierten Versuch aus. Wie wir jetzt wissen, hat sich das ausgezahlt. Für Ben Roethlisberger etwas ärgerlich, wobei er selbst auch Mitgrund für diese Entscheidungen war: sechs mal versuchte Big Ben über einen Pass eine Third-Down-Conversion, sechs mal scheiterte man. Bis zum entscheidenden Moment als die siebte Conversion bei Antonio Brown ankam und man so ein weiteres Field Goal erzielen konnte. Insgesamt ein eher mauer Abend für Roethlisberger mit 224 Yards (20/31) und einer Interception. Man wird das Gefühl nicht los, dass er auswärts nicht seine gewohnten Leistungen abrufen kann.

Wo kommt denn die Line her?

Plötzlich steigert sich nach der Defensive Pittsburghs auch die O-Line! Herausragende Leistung der Mannen um Alejandro Villanueva und Marcus Gilbert. Man ließ nur einen Sack zu (über Center Pouncey und Guard DeCastro), stand sonst wie eine Mauer, gab Roethlisberger Zeit und Le’Veon Bell enorme Löcher. Von Bells 170 (!) Rushing Yards kamen 81 vor dem Tackle zu Stande. Sagt alles über diese Leistung!

Muss man zu Bell noch viel sagen? 170 Yards gegen Kansas City, kein Touchdown aber wieder einmal der Beweis, dass es keinen zweiten Bell gibt. Bzw. nicht mehr, der letzte der es geschafft hat zwei Postseason-Spiele mit mindestens 160 Rushing-Yards hintereinander zu beenden war Terrell Davis 1998.

Antonio Brown erzielte 108 Receiving-Yards bei sechs Fängen, gewann das Duell gegen Marcus Peters nahe zu immer und teilt sich  jetzt mit Larry Fitzgerald den Rekord mit vier Spielen für über 100 Yards hintereinander in den Playoffs.

Pass Rush macht seine Aufgabe

Pittsburghs Pass Rush war nicht unbedingt erfolgreich (ein Sack durch James Harrison), konnte aber, wenn man Alex Smith unter Druck setzte, dafür sorgen, dass kein einziger Pass in dieser Situation bei einem Chiefs Mitspieler ankam. Ryan Shazier konnte einen getippten Ball intercepten, Rookie Safety Sean Davis sicherte mit seiner Verteidigung bei Kansas Citys 2pt Conversion den Sieg Pittsburghs.

Alex Smith mit neuem und altem Gesicht

Kansas City QB Alex Smith spielte gegen die Steelers auch einige tiefe Bälle. Das ist für Smith ungewohnt, er wurde aber quasi dazu eingeladen, da mam ihm sehr viel Zeit ließ (die Defensive der Steelers). Nicht alle fanden ein Ziel, einige wurden fallen gelassen (Kelce) und andere kamen beim Mitspieler an (Maclin). Hauptsächlich spielte Smith aber sein gewohntes Spiel um die Line of Scrimmage: kurze Pässe mit viel Raumgewinn nach dem Fang. Für die Interception kann er nichts, ansonsten: 172 Yards (20/34), zwei TDs. Aber natürlich zu wenig, da man bedenken muss – Pittsburgh punktete nie voll!

Und Kansas City eben nur drei mal. Natürlich war der Ausgleich in der Luft, die Holding-Strafe von Left Tackle Eric Fisher bei der erfolgreichen 2pt Conversion schmerzt. Die Runningbacks wurden nicht eingesetzt, Ware kam nur auf acht Carries für 35 Yards, Tyreek Hill durfte drei mal rennen (18 Yards). Über das Passspiel kam Travis Kelce zum größten Erfolg mit 77 Yards, er ließ aber einen Ball fallen der die Chiefs in sehr gute Feldposition gebracht hätte. Kelce war aber nicht der einzige mit Butterfingern, auch Maclin und Albert Wilson ließen das Ei fallen.

Defensiv zu wenig

Man konnte zwar die Interception von Smith durch eine regelrechte Kopie von Eric Berry an Roethlisberger ersetzen, ansonsten war’s das aber mit den Turnover. Und ohne jene gewinnt Kansas City kein Spiel. Man konnte eigentlich nirgends überzeugen, Marcus Peters hatte mit Brown seine Probleme, konnte diesen aber bei null Touchdowns halten. Ramik Wilson war noch der beste (15 Total Tackles), ansonsten bleibt Linebacker Justin Houston wohl noch länger in Erinnerung als derjenige, der Antonio Brown nicht decken konnte. Muss er normalerweise auch nicht, dieses Missmatch ging an den Star-Receiver.

Wie geht es weiter?

Pittsburgh zieht ins AFC Conference Finale gegen die New England Patriots ein. Da geht’s dann logischerweise um alles.

Kansas City machte heuer einen Schritt nach vorne, ist aber noch zu abhängig von gewissen Szenarien die pro Spiel passieren müssen. Wenn man das reduzieren kann, kann diese Mannschaft weit kommen.