Nerdecke #1: Reggie Bush und die New Orleans Saints 2006

Angekommen in der NFL

Charley Casserly beginnt immer zu lächeln wenn man ihn auf den NFL Draft 2006 anspricht. Entgegen aller Annahmen entschied sich der damalige General Manager der Houston Texans gegen Reggie Bush und auch gegen den texanischen Lokal-Hero Vince Young. Mit dem ersten Pick wählten die Texans Defensive End Mario Williams. Die Nachricht kam einen Tag vor dem eigentlichen Draft an die Öffentlichkeit, die die Fans der Texans dezent wütend reagieren ließ. Auch Analysten bezeichneten die Wahl Williams über Bush als einen der größten Fehler in der NFL Draft-Geschichte. Casserly ließ sich davon nicht beeindrucken und wählte den Defensivspieler von der Universität von North Carolina: “Wenn du richtig liegst, stimmt der jeder zu. Liegst du falsch, bist du ein Idiot und alle anderen haben es besser gewusst. Wir benötigten auf dieser Position dringend eine Verstärkung und die sahen wir in Williams”. Williams sollte schnell zu einem der besten Pass Rusher der Liga werden, Pro Bowl und All-Pro Einberufungen folgten.

An zweiter Stelle wählten die New Orleans Saints, ein Team dass zuvor gar nicht mehr in New Orleans spielen sollte. Jahrzehntelange Erfolglosigkeit und ein Streit um ein neues Stadion ließ das Team fast aus Big Easy abziehen. Schnell brachten sich San Antonio und Los Angeles als potenzielle Standorte ins Gespräch, ehe ein dramatisches Unglück die Saints in der Stadt ließ: Hurricane Katrina. Während der Umweltkatastrophe diente der Super Dome der Saints den Einwohnern der Stadt als Unterkunft, wo alle Häuser zusammenbrachen, stand das Stadion dem Unwetter stand. Die Saints konnten in der Saison 2005 kein Heimspiel bestreiten, trainierten die gesamte Spielzeit in San Antonio und pendelten zwischen dem Tigers Stadium (Heimstätte der University auf Louisiana) und dem 130 km weit entfernten Baton Rouge. Am Ende der Saison stand eine 3-13 Bilanz zu Buche, Head Coach Jim Haslett wurde durch Sean Payton ersetzt. Mit ihm kam auch ein gewisser Drew Brees nach New Orleans um dort einer der besten Quarterbacks aller Zeiten zu werden. Für den letzten Schliff in der Offensive sollte Reggie Bush sorgen. Die Saints nahmen die Chance wahr und drafteten die Runningback-Hoffnung an zweiter Stelle. Die Massen waren begeistert, Bush schien über die Entscheidung froh.

Um sich über die Dimension das Bush-Hypes an Bild zu machen, genügt es einige Tage vor den Draft zu blicken. Adidas statte Bush mit einem langjährigen Vertrag aus. Schon in seiner Rookie Saison war Bush hinter Peyton Manning Topverdiener was Werbeverträge anbelangte, fünf Millionen Dollar sollte er in seinem ersten Jahr zusätzlich einnehmen. Die Community in Louisiana tat es Bush an und er spendete immer wieder höhere Beträge an Opfer der Hurricane-Katastrophe.

Auf dem Feld lief es für die Saints und Bush deutlich besser: Bush konnte in seinem ersten NFL-Spiel 141 Yards erzielen, die Saints gewannen 19:14. Nach einem Sieg auswärts gegen die Green Bay Packers sollte endlich die langersehnte Rückkehr in den Super Dome folgen. Und die hatte es in sich. Gerade einmal vier Spielzüge dauerte es, bis Saints Safety Steve Gleason mit einem geblockten Punt die Fans jubeln ließ:

Ein Feuerwerk sollte folgen, die Saints gingen auf 3-0 zum Beginn der Saison. Am Ende der Regular Season gewannen die Saints mit 10-6 überraschend die NFC South und zogen in die Playoffs ein. Ein ganzes Land war euphorisiert, die Geschichte New Orleans und die der Saints eroberte die Herzen der Massen. Bush kam in seiner Rookie Saison auf 565 Rushing Yards und 742 Receiving Yards bei sechs bzw. zwei Touchdowns. Mit 216 Return Yards und einem Touchdown legte er eine ordentlich erste Saison hin, zumal er hinter Deuce McAllister zweiter Runningback war.

In den Playoffs konnte man eine Bye-Week im Wildcard Game genießen, ehe man die Philadelphia Eagles zu Gast hatte und diese mit 27-24 knapp besiegte. McAllister und Bush spielten groß auf, ersterer kam auf 143 Rushing Yards und einen Rushing, sowie Receiving Touchdown. Bush konnte ebenfalls einen TD beisteuern. Es sollte zum NFC Championship Game kommen, zu jenem Spiel, das also mein erstes vollständiges-live gesehenes Footballspiel werden sollte.

Damals kam man nicht in den Genuss, jede Woche mindestens ein Footballspiel im Free-Tv zu sehen, jedoch hatte der ORF und insbesondere Kommentator Christopher D. Ryan großes Interesse an der NFL. Am Sport-Spartensender also das erste mal Saints, auswärts am Soldier Field gegen Brian Urlacher, Rex Grosman, Devin Hester und Lovie Smith. Auch wenn die Saints das Spiel verloren, zeigte Bush seine ganze Klasse:

Im Anschluss an dieses Spiel lief das vielleicht beste, das ich jemals gesehen habe. Aber dazu bräuchte es einen eigenen Text.

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