
Die Quarterbacks der Klasse 2018 – eine viel gerühmte Auswahl an jungen Spielern. Josh Rosen gilt dabei als einer der aussichtsreichsten Kandidaten auf eine sehr, sehr frühe Auswahl. Viele sehen in ihm einen brauchbaren Franchise Quarterback. Hier sein Draft-Profil:
Allgemeines:
Geburtsdatum: 10. Februar 1997
Größe: 1.93 Meter
Gewicht: 99 Kilogramm
Team: University of California, Los Angeles
Klasse: Junior
Starter seit: 2015
Erfolge:
- Second-team All-Pac-12 (2017)
- Freshman All-American (2015)
- Pac-12 Freshman Offensive POY (2015)
- USA Today High School All-American (2014)
Verletzungen:
- Schulterverletzung 2016
- Gehirnerschütterung(en)
Background
Josh Rosen ist der klassische Sunnyboy: In Kalifornien geboren, genoss der Sohn eines Chirurgen und einer Journalistin das Leben in vollen Zügen. Wie viele junge Athleten in den Staaten spielte Rosen zunächst mehrere Sportarten, vor allem Tennis hatte es ihm angetan. Mit zwölf Jahren galt er als größtes Talent seiner Region (Süd-Kalifornien) und als Top-50 Spieler im gesamten Land. Dennoch eroberte Football sein Sportlerherz und er sollte seine beim Tennis gelernten Stärken bald als Quarterback an der High School unter Beweis stellen. Seine Zeit an der St. John Bosco High School war enorm erfolgreich – vor dem Wechsel ans College warf er für 11.175 Yards und 90 Touchdowns. Logischerweise wurde er als Five-Star-Recruit und als bester Spielmacher seines Jahrgangs angesehen.
Spiel am College:
Josh Rosen entschied sich für die University of California, Los Angeles und sollte schnell für Furore sorgen. Er nahm schon am Frühlings-Camp teil und stritt sich mit den anderen Spielmachern um die vakante Starting-Position, die Brett Hundley hinterließ. UCLAs damaliger Head-Coach Jim Mora machte Rosen tatsächlich sofort zum Starter, wodurch er zum ersten True Freshman-QB-Starter in der Geschichte der Bruins wurde. Rosen konnte dem Hype um seine Person gerecht werden und kam gleich in seinem ersten Jahr (2015) auf 3.670 Passing Yards bei 23 Touchdown-Pässen und elf Interception. Besonders beeindruckend war seine Completion-Rate von 60%. Zahlreiche Auszeichnungen sollten folgen, die Erwartungen stiegen aber mit den gezeigten Leistungen.
2016 begann für Rosen zunächst sehr stark, in sechs Spielen kam Rosen auf 1.915 Yards und zehn TDs bei fünf Interceptions und einer Completion-Rate von 59%, ehe ihn eine Schulterverletzung samt Operation für das restliche Jahr ausfallen ließ. 2017 kam er wieder zurück und legte gleich im ersten Saisonspiel mit einem glücklichen, spektakulären aber schlussendlich auch legendären 45:44 Sieg gegen Texas A&M los (UCLA lag im dritten Viertel mit 44:10 zurück). Schon nach fünf Spielen knackte Rosen die 2.000 Yard-Passing-Grenze, was einen neuen Schulrekord gleichbedeutend kam. Während des achten Saisonspiels gegen Washington zog er sich eine Gehrinerschütterung zu und verpasste damit das kommende Spiel gegen Utah. Wiederum eine Woche später kehrte er aufs Feld zurück und zeigte keinerlei Schwächen. Im viel beachteten Aufeinandertreffen seiner Bruins mit den USC Trojans bzw. Sam Darnold zog er mit 28:23 knapp den Kürzeren. Im Saisonfinale gegen die Cal Golden Bears zog er sich seine zweite Gehirnerschütterung zu. Deshalb verpasste er auch den Cactus Bowl, welches sein letztes College-Spiel seiner Karriere hätte werden sollen. Am Ende kam Rosen in seinem Junior Jahr auf 3.756 Passing Yards bei 26 Touchdowns und zehn Interceptions (63% Completion).
Stärken:
Betrachtet man Rosens Spiel, fallen einem zwei Sachen auf: Er hat eine hervorragende Mechanik – zumindest im Vergleich zu den anderen Prospects – und er fühlt sich in der Pocket sehr wohl. Auf ihn trifft wohl am ehesten noch die Beschreibung des Pocket Passers zu. Er hat nicht den Arm eines Josh Allen, wohl aber immer noch einen sehr speziellen und kräftigen: Rosen trifft seine Receiver hervorragend, kann dem Ball tatsächlich einen einzigartigen Spin geben. Er kann also jeden Pass anbringen, den man in der NFL braucht um erfolgreich Football spielen zu können.
Seine größte Stärke ist seine Genauigkeit, egal wohin er den Ball setzt, er findet seine Mitspieler. Das sieht man nicht nur in den Statistiken, sondern auch am Feld. Hauptsächlich dafür Verantwortlich ist Rosens Beinarbeit, die vor allem für einen College-QB äußerst beeindruckend ist. Er versteht es die Defensive zu lesen bzw. zu linken, sein Timing stimmt in der Regel immer und er kann zu jeder Zeit tödlich für eine Defensive agieren. Er braucht also nicht viel Zeit um Gegnern Schmerzen zuzufügen.
Rosen spielte sehr oft Under Center, eine Seltenheit im College-Football und konnte sich dem Pro-Style der NFL annähern. Dank seiner Intelligenz kann er praktisch jeden Gegner überführen und seine Reads optimal durchgehen. Vision kann und kennt er. Er fühlt sich in der Pocket absolut wohl und wird nicht hektisch. Zudem kann er Tackles aus dem Weg gehen. Er kann aber auch einstecken, wenn man auch deutlich seine Grenzen sah… Und auch noch ganz wichtig: Er traut sich absolut alles zu.
Schwächen:
Rosens größte Schwäche sind seine Verletzungen. Die schwere Verletzung 2016 (Schulter) und zwei Gehirnerschütterungen 2017 lassen Zweifel offen, ob Rosen auch für die NFL gemacht ist und “hart” im nehmen ist, also auch über Verletzungen drüber spielen kann. Er sollte noch das ein oder andere Kilogramm mehr auf die Waage bringen.
Aufgrund der hervorragenden Spielweise und der Intelligenz fällt der Vergleich mit Peyton Manning verhältnismäßig oft. Das passt auch, wäre Rosen nicht auch ein ziemlicher Klon des zukünftigen Hall of Famers in Sachen Athletik. 4.90 Sekunden für 40 Yards, keinen wirklichen Stiff Arm und Laufen scheint kein Hobby von ihm zu sein. Lieber Passen, als selbst mit dem Ei gehen.
Teilweise hatte Rosen ziemlich viel Glück: Einige seiner manchmal sehr schlappsigen Entscheidungen wurden nicht bestraft (das Spiel gegen Texas A&M gilt als Paradebeispiel). Er vertraut oftmals zu sehr auf seinen Arm – was ja auch nichts schlechtes bedeuten muss.
Charakter:
Diese Klasse hat medial zwei Charakter-Verlierer: Baker Mayfield und Josh Rosen. Rosen soll sehr viele Dinge gesagt haben, unter anderem, dass er keinerlei Lust auf ein Engagement bei den Cleveland Browns hat. Eine Aussage, die er tatsächlich niemals tätigte. Was aber stimmt: Rosen trägt sein Herz oftmals auf der Zunge. Er genießt sein Leben in vollen Zügen (Installation eines Whirlpools im Studentenheim), ist eben der Junge der mit dem goldenen Löffel im Mund aufgewachsen ist. Zwischenzeitlich spielte er Golf mit einer Kappe mit dem Schriftzug “Fuck-Trump”, das er auch noch auf Instagram teilte (und später löschen, aber nicht bereuen sollte). Später tat er seinen Groll gegen die NCAA kund, die einen 15-Jahresvertrag mit dem Ausstatter Under Armour über 280 Millionen Dollar abschloss – nur damit die Spieler immer noch keinen Cent davon sehen. Im August letzten Jahres legte er dann noch einmal einen drauf und gab zu verstehen, dass “Football und Schule einfach nicht nebeneinander funktionieren” und man nur in einem der beiden Felder erfolgreich sein kann (zwei Vollzeitjobs). Er will, dass Unis die Studenten abseits des Footballs mehr Unterstützung entgegenbringen.
Rosen ist nicht auf den Mund gefallen. Das wird nicht jedem Scout und Coach passen, dank seiner außergewöhnlichen Fähigkeiten dürfte es aber jedem mehr oder weniger egal sein. Bei seinen Mitspielern soll er, trotz medial-gegensetzlichen Meldungen, äußerst beliebt und ein Leader gewesen sein.
Erinnert an:
Jay Cutler/Dan Marino
Bevor jetzt sämtliche Browser-Fenster geschlossen werden, bitte ich um ein klein wenig Geduld. Ja, Jay Cutlers Dolphins-Saison war eine einzige Katastrophe. Ja, Jay Cutlers Karriere war nur bedingt erfolgreich. Ja, Jay Cutler ist ein hervorragendes Meme. Ja, Rosen wird irgendwie immer mit Cutler verglichen. Warum ist das jetzt nichts negatives?
Cutler und Rosen teilen sich einige Eigenschaften: Einen sehr talentierten Arm, eine starke Mechanik und Spielintelligenz. Beide ecken irgendwo an, sprechen aus, was sie sich denken. Und Cutler war am Ende des Tages doch sehr häufig verletzt. Das wünscht man Rosen am Beginn seiner NFL-Karriere nicht, dennoch bestehen jetzt schon Zweifel.
Also, den Vergleich sollte man so auffassen: Stand jetzt, ist Rosen ein Spieler vom Niveau Jay Cutler. Sein Potential geht aber weit darüber hinaus. Man könnte in ihm auch einen neuen Dan Marino bekommen. Der hat ja am College auch so ziemlich alles gemacht, was er gerade machen wollte.
Fazit:
Hands down, Josh Rosen ist der beste Spielmacher der Klasse. Er kann alles, er gibt alles und muss dafür nicht einmal laufen. Rosen geht spätestens an zweiter Stelle (wer auch immer diesen Pick hat) und kann sofort starten. Bleibt er verletzungsfrei, kann er sein Team über Jahre hinweg anführen. Die Medien werden ihn auch lieben, er scheint immer für einen Spruch gut zu sein.
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