Die Quarterbacks der Klasse 2018 – eine viel gerühmte Auswahl an jungen Spielern. Sam Darnold, QB, USC, ist für viele der beste Spielmacher in diesem Jahr. Er gilt weitestgehend als #1-Pick. Was kann er wirklich?
Allgemeines:
Geburtsdatum: 5. Juni 1997
Größe: 1.91 Meter
Gewicht: 100 Kilogramm
Team: University of South California
Klasse: Redshirt Sophomore
Starter seit: 2016
Erfolge:
- First-team All-Pac-12 (2017)
- Rose Bowl Champion (2017)
- Archie Griffin Award (2016)
- Pac-12 Offensive Freshman of the Year (2016)
Verletzungen: –
Spiel am College:
Sam Darnolds Karriere sollte schon früh eine ganz besondere Geschichte schreiben. Wie viele junge Athleten in den Staaten, spielte Darnold an der High School mehrere verschiedene Sportarten. Neben Football zählte auch Basketball zu seinen großen Leidenschaften. Darnold beherrschte das Spiel um den Ring so gut, dass er zwei mal zum MVP der South Coast League im Basketball gewählt wurde. Durch seine Erfolge hätte er auch College-Basketball spielen können, er zog Football aber vor. Mit dem Ei war er ebenfalls vertraut, zunächst allerdings als Wide Receiver bzw. Linebacker. Als sich der Starting-Quarterback in seinem zweiten High School-Jahr verletzte, sprang Darnold für ihn ein und konnte das Spiel noch zu Gunsten seiner Mannschaft entscheiden. Für die restliche Saison sollte er noch einmal zurück auf die Passfänger und Linebacker-Positionen wechseln, ehe er schlussendlich doch zum Spielmacher umfunktioniert wurde. Sein drittes High School Jahr verpasste er fast vollständig wegen einer Fußverletzung, seine letzte Saison vor dem College beendete er hingegen mit 3,000 Passing-Yards, 39 Touchdowns und zusätzlichen 800 Rushing-Yards bei 13 Rushing-Touchdowns. Einige College-Angebote folgten, Darnold entschied sich für USC.
Ursprünglich holte man ihn tatsächlich als Linebacker in die Mannschaft, eine Vorstellung, von der man aber wieder abrückte. Darnold sollte 2015 das gesamte Jahr über pausieren. In seiner zweiten Saison kam er zunächst nicht zum Einsatz und musste mitansehen, wie QB Max Browne die Trojans zu nur einem Sieg aus drei Spielen führen konnte. Darnold bekam seine Chance nützte sie. Der junge Spielmacher drehte am Platz vollkommen auf, gab seiner Mannschaft nicht nur komplett neue Möglichkeiten, sondern zeigte seine ganze Klasse. Zwar verlor er sein erstes Spiel auf College-Niveau noch, die restlichen neun Spiele sollte er aber allesamt gewinnen. Darnold warf dabei 3.086 Passing-Yards (31 TDs, bei 9 INTs) und kam auf 250 Rushing-Yards und zwei Touchdowns. Damit stellte er einen neuen Freshman-Schulrekord auf (TD-Pässe). Der Rose Bowl gegen Penn State wird für sehr lange Zeit in Erinnerung bleiben, in einem epischen Spiel konnte er seine Trojans zu einem 52-49 Erfolg führen. Spätestens jetzt galt ihm die gesamte Aufmerksamkeit von Fans des College-Footballs. Am Ende der Saison wurde er mit dem Archie Griffin-Award ausgezeichnet – der Auszeichnung für den wertvollsten College-Spieler des Jahres. Noch kein anderer Freshman durfte sich über diesen Preis freuen.
Vor der abgelaufenen Saison galt Darnold als heißer Kandidat für die Heisman-Trophy. Allerdings startete er nicht sonderlich gut in die Spielzeit, in den ersten sechs Wochen warf er neun Interceptions und sein Team verlor unerwartet gegen Washington State sowie gegen Notre Dame. Mit Siegen über UCLA und Stanford konnte man schlussendlich doch noch die Conference für sich entscheiden. Im Cotton Bowl ging man dann aber deutlich mit 24:7 gegen die Ohio State Buckeyes unter. Darnold beendete darauf hin seine College-Karriere und meldete sich für den kommenden NFL-Draft an. Im Jahr 2017 kam er auf 4.143 Passing-Yards (26 TDs) bei 13 Interceptions (acht Fumbles) und 82 Rushing-Yards für fünf Touchdowns. Die Interceptions gehen zum Teil auf seine Kappe, zum Teil auf seine Mitspieler. Juju Smith-Schuster hat er definitiv vermisst (und auch drei Starting O-Liner, weshalb er gleich 21 mal gesacked wurde).
Stärken:
Scouts lieben bei Quarterbacks insbesondere “Total-Packages”: Größe, Stärke, Geschwindigkeit, Athletik, Armstärke und den sogenannten “it” Faktor. Über den “it”-Faktor ranken sich unzählige Mythen, niemand will genau wissen, was das eigentlich ist. Am ehesten kann man ihn wohl so beschreiben, dass man für den Starting-Quarterback-Posten in der NFL geschaffen ist und einfach magische Dinge passieren lassen kann. Das sagt man auch über Darnold.
Darnold ist ein ungemein genauer Passer, der vor allem bei kurzen und mittellangen Pässen überzeugen kann. Er versteht es das Ei genau im richtigen Moment zu werfen und seine Mitspieler perfekt in Szene zu setzen. Seine Genauigkeit und sein Timing schaffen es den Passfängern Raum zu geben und sich gegen Gegenspieler durchzusetzen.
Vor dem Snap liest er die Defensiv-Einheiten der Gegner – vor allem für sein junges Alter – schon sehr gut. Er geht durch die Progressions und weiß in der Regel was er tut und wen er anspielt, wenn seine bevorzugte Anspielstation nicht frei ist.
Sein Release ist in der Regel sehr rasch, er hat in einigen Spielen gezeigt, dass er das Ei sehr schnell loswerden kann. Das macht ihn noch gefährlicher, da er enge Fenster trifft und somit der Defensive enorme Schmerzen bereiten kann.
Darnolds Arm ist stark, er kann jeden Wurf machen den man braucht, um in der NFL erfolgreich zu sein. Seine Präsenz in der Pocket ist schon sehr gut, er zeigt Ruhe und kauft sich im Zweifel mit Bewegung über seine Beinarbeit Zeit. Somit kann er dem ein oder anderen Sack entgehen. Sollte er aber dennoch einmal zu Boden gerissen werden, hilft ihm sein Körperbau und seine Erfahrung als ehemaliger Linebacker, da er auch harte Hits einstecken kann. Außerdem bringt er den Ball auch im Laufen bei seinen Mitspielern an.
Sein Chararkter gilt ebenfalls als ausgezeichnet. Obwohl Redshirt-Sophomore wurde er vor der abgelaufenen Saison zum Team-Kapitän gewählt. Außerdem kann er mit Druck umgehen, nahm er doch an sehr großen Spielen teil, die von den Medien besonders breit gecovered wurden. Der Markt in Süd-Kalifornien ist zusätzlich nicht der kleinste…
Schwächen:
Wenn man noch so jung ist, kann man natürlich noch nicht so viel Erfahrung auf dem Buckel haben. 24 Karriere-Starts sind nicht wenig (vor allem wenn man sie mit Mitchell Trubiskys 13 vergleicht), aber auch nicht übermäßig viel.
Seine Mechanik ist unorthodox und erinnert eher an einen Baseball-Spieler als einen Quarterback. Das schaut zwar auf den ersten Blick etwas befremdlich auf, dennoch hat sein Spiel keine groben mechanischen Fehler.
Darnolds größte Schwäche waren sicherlich die Turnover. Auch wenn er bei vielen Intereptions nicht unbedingt der Schuldige war, gehen einige Picks auf seine Fehlentscheidungen zurück. Interceptions auf College-Level sollten aber nicht überstrapazierend gemessen werden. Die Fumbles (acht, bestwert der College-QBs) machen mehr Sorgen. Er muss das Ei besser beschützen, vor allem bei Sacks.
Er kann sich zwar in der Pocket bewegen, echter Dual-Threat QB ist Darnold aber nicht.
Erinnert an:
Philip Rivers
Ungewöhnliche Wurftechnik, dafür sehr genau und immer für den tödlichen Pass gut. In der Pocket zwar beweglich, aber kein echter Scrambler.
Fazit:
Darnold hat alles um in der NFL erfolgreich zu sein. Seine Genauigkeit ist seine große Stärke, sein Arm überdurchschnittlich gut (wenn auch nicht so stark wie jener von Josh Allen). Er konnte in großen Spielen fast immer überzeugen, bewies Nerven und gewann auch das Duell gegen Josh Rosens UCLA zum Abschluss der Regular Season. Seine Ballsicherheit muss sich aber noch verbessern, sonst hat er gegen größere und kräftigere Gegner in der NFL das Nachsehen.
Wird er der #1 Pick? Es wäre möglich und auch logisch. Darnold kann eine Franchise führen. Ob die Cleveland Browns – und vor allem Hue Jackson – einen jungen Spielmacher entwickeln können, bleibt dahingestellt. Sollten ihn die Browns nicht nehmen, wäre er für die Giants oder Jets sicherlich ein hervorragender Kandidat, kann er doch mit großen medialen Märkten gut umgehen.