Die NFL-Saison 2019 neigt sich dem Ende zu. Die Draft-Season kommt also langsam aber sicher auf uns zu. Logischerweise muss der erste Scouting Report der Klasse dem unumstrittenen König des College Footballs gelten: LSU-Quarterback Joe Burrow. Es geht wieder los!
Allgemeines:
Geburtsdatum: 10. Dezember 1996
Größe: 1.93 Meter
Gewicht: 98 Kilogramm
Klasse: Redshirt Senior
Teams:
- Ohio State (2015-2017)
- Louisiana State (2018-2019)
Starter seit: 2018
Erfolge (Auswahl)
- Heisman Trophy (2019)
- National champion (2019)
- Maxwell Award (2019)
- AP College Football Player of the Year (2019)
- Unanimous All-American (2019)
- SEC Offensive Player of the Year (2019)
- First Team All-SEC (2019)
- College Football Playoff National Championship Offensive MVP (2020)
Verletzungen: –
Background:
Joe Burrow wurde am 10. Dezember 1996 in Ames, Iowa geboren und stammt aus einer Football-Familie. Sein Vater Jim spielte als Defensive Back für die Universität von Nebraska und später in der NFL (Green Bay Packers) sowohl in der kanadischen CFL. Jim Burrow sollte knapp 40 Jahre als Coach an verschiedenen Colleges tätig sein. Joe Burrow sollte aber nicht in die Fußstapfen seines Vaters, seines Onkels oder seiner Brüder treten und auf der defensiven Seite aufschlagen, sondern sein Glück auf der Spielmacher-Position versuchen. Nachdem Burrow Sr. 2005 den Defensive-Coordinator-Posten bei den Ohio Bocats akzeptierte, sollte Joe für die Athens High School auflaufen. Dort konnte er seine Schule dreimal in Folge in die Playoffs führen und für insgesamt 11.416 Yards bei 157 Touchdowns werfen. Zusätzlich lief Burrow für 2.067 Yards und 27 Rushing-Touchdowns. Neben Football spielte er auch erfolgreich Basketball. Zum Ende seiner High-School-Karriere galt Burrow als Vier-Sterne-Recruit und er gab den Ohio State Buckeyes seine Zusage.
Spiel am College:
Bei den Buckeyes sollte seine Karriere zunächst alles andere als glatt verlaufen: Das erste Jahr setzte Burrow aus, in den kommenden zwei Jahren gab er den Backup-Quarterback für den ewigen J.T. Barrett. Magere zehn Einsätze (287 Yards, 29/39, zwei TDs) standen zu Buche. Nachdem Barrett die Schule verließ, war der Starting-Posten vakant – Dwayne Haskins konnte sich schlussendlich durchsetzen, wodurch Burrow die Uni wechselte. Dadurch, dass Burrow schon ein abgeschlossenes Studium hatte (consumer and family financial services) war er sofort spielberechtigt. Er entschloss sich für einen Wechsel an die Louisiana State University.
In seinem ersten Jahr bei den Tigers konnte er sich den Starting-Posten sichern und in 13 Spielen 2.894 Yards (58%) für 16 Touchdowns bei fünf Interceptions werfen. Burrow entschloss sich noch ein Jahr am College zu bleiben und sollte seine Entscheidung nicht bereuen. Vor der abgelaufenen Saison als Midround-Pick angesehen, spielte der Quarterback eine historische Saison, kam auf 5.617 Yards bei einer Completion-Rate von 76.3% und einem neuen Touchdown-Rekord von 60. Nur sechs mal kam der Ball beim Gegner an, sein Rating von 202 stellt ebenfalls einen neuen NCAA-Rekord dar. Per Lauf kam Burrow zu 368 Yards und fünf Scores. Er konnte seine Mannschaft in die Playoffs und schlussendlich auch in das Finale der College-Meisterschaft führen und sich dort auch durchsetzen. Als National Champion, amtierender Heisman Trophy-Winner tritt Captain Joe also von der College-Bühne ab und wird im April mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mit dem ersten Pick von den Cincinnati Bengals ausgewählt werden. Seine Saison war zu gut um irgendwelche Fragen aufkommen zu lassen, die schwere Verletzung von Quarterback-Kollege Tua Tagovailoa tut sein Übriges.
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— LSU Football (@LSUfootball) January 14, 2020
Stärken:
Genauigkeit. Burrows größte Stärke ist sicherlich seine Genauigkeit. Die Zahlen alleine sprechen schon für sich, seine Gabe das Ei auch in brenzligen Situationen bei seinen Mitspielern anzubringen, war die gesamte Saison über die bestimmende Story seines Spiels. Im Normalfall hat ein Heisman Trophy-Gewinner ein definiertes Play, das ihm die Trophäe sichert. Burrow hatte von deren gleich mehrere. Durch sein Skillset kann er ein Pocket-Passer in der NFL sein, er trifft enge Fenster und kann jede Defensive schlagen. Seine Technik ist beinahe makellos.
IQ. Das liegt auch an seinem enormen Gespür in der Pocket. Auch wenn alles um ihn herum kollabiert oder der Druck auf ihn steigt, schafft er es immer noch das Ei loszuwerden. Er wird nicht hektisch, scheint immer einen Weg aus der vermeintlichen Misere zu finden und läuft im Zweifel einfach selbst, den Blick weiterhin downfield gerichtet. Seine Mobilität hilft ihm enorm, er weiß aber auch genau, wann es besser ist nicht zu laufen. Ein enorm smarter Spieler, der ein totes Play länger ziehen und in den meisten Fällen auch noch erfolgreich beenden kann. Sein Footwork braucht keine Verbesserung.
Reads. Das Spielfeld hat Burrow hervorragend im Blick, er macht seine Reads und kann die Defensive lesen. Bei den Tigers konnte er seine Offensive perfektionieren, er wusste immer wo seine Receiver sein würden und traf durchgehend die richtigen Entscheidungen. Sechs Interceptions bei 527 Versuchen sind lächerlich wenig. Burrow manipuliert Gegner mit seinen Augen oder linkt sie mit Fakes, wodurch er seinen Mitspielern Zeit gibt, sich von den Gegenspielern zu trennen und so offen zu werden.
No fear. Außerdem hat Burrow keine Angst, er spielt extrem aggressiv, sucht fast schon das Big Play und bringt den Ball dort auch an. Er scheint Hits bisher hervorragend einstecken zu können, scheut sich auch nicht davor zurück, das Ei während eines Laufs zu werfen. Laut Pro Football Focus warf Burrow 32 mal tief, mit nur neun vermeintlichen Turnover-Plays. Man kann es einfach nicht besser spielen.
Entwicklung. Seine Entwicklung seit seinem Wechsel zu LSU sucht seinesgleichen, ein absoluter Leader auf dem Feld und im Lockerroom sowie ein Held im Staat Louisiana und schon jetzt in Ohio: Seine ehemalige High School hat das Stadion nach der herausragenden Saison nach ihm benannt.
Schwächen:
Armstärke. Die ganz große Armstärke hat Burrow nicht, jedoch aber sicherlich genug, um in der NFL bestehen zu können.
Alter. Mit 23 Jahren ist er nicht mehr der jüngste Rookie (zum Vergleich: MVP Lamar Jackson wurde Anfang Januar 23 und geht in seine dritte Saison).
Erinnert an:
Zwischen Tom Brady und Tony Romo
Auch nach reichlicher Überlegung fällt es schwer, einen geeigneten Spielmacher-Vergleich mit Joe Burrow zu ziehen. In der abgelaufenen Saison sah er häufig wie Tom Brady aus, seine Furchtlosigkeit stach heraus. Mit Tony Romo verbinden ihn seine Fähigkeiten: Fast alles ist gut, aber nichts außergewöhnlich.
Fazit:
Joe Burrow geht nach einer der spektakulärsten und einer historischen College-Saison in den NFL Draft und wird als erster Spieler vom Board gehen. Er bringt alles mit um in der NFL erfolgreich sein zu können. Burrow ist sicherlich kein Pat Mahomes, Russell Wilson oder Lamar Jackson, hat aber die Tools um eine Franchise anzuführen. Wenn er nur ansatzweise einen ähnlichen Rhythmus finden kann, wie bei den LSU Tigers, wird er auch schnell den Weg in den Pro Bowl oder darüber hinaus finden.
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