NFL Draft Scouting Report: Reuben Foster, LB

Alabama bringt Jahr für Jahr enorm viele Spieler mit hohem Potential in die NFL. Als sicherer Top-10 Pick galt und gilt Reuben Foster, Linebacker, Alabama. Bis er sich einen weiteren Schnitzer leistete:

Allgemeines:

Geburtsdatum: 4. April 1994

Größe: 1.83 Meter

Gewicht: 104 Kilogramm

Klasse: Senior

Starter seit: 2014

Erfolge: 

  • Unanimous All-American (2016)
  • CFP national champion (2015)
  • Butkus Award (2016)
  • SEC Champion (2014, 2015, 2016)
  • SEC Championship Game MVP (2016)
  • First-team All-SEC (2016)

Verletzungen: 

mehrere kleinere Verletzungen in den ersten beiden College-Jahren (2013 & 2014)
Schulteroperation 2017

Spiel am College:

Willst du als junger Linebacker erfolgreich am College spielen, dann geh nach Alabama. Reuben Foster tat dies im Jahr 2013, wurde im ersten Jahr auch sporadisch eingesetzt. Die Konkurrentz auf der Inside-Linebacker-Position war groß, C. J. Mosley war noch im Team, Reggie Ragland stand hinter Mosley in den Startlöchern. Für Foster keine gute Ausgangsposition, vor allem weil er immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen hatte. Dennoch kam Foster in elf Spielen in seinem zweiten Jahr zum Einsatz, brillierte vor allem im Special Team. Insgesamt schloss er seine zweite Saison mit 22 Tackles (elf Solo, zwei für loss) und einem Sack ab. Im dritten Jahr endgültig Starter, konnte Foster endlich zeigen was in ihm steckt, er kam auf 73 Total Tackles (acht für Raumverlust) und zwei Sacks plus neun Pass Deflections. Vor allem seine Leistung im College-Finale gegen Clemson war herausragend. Sein Senior-Year sollte noch erfolgreicher werden, er war der Leader der Alabama Defensive und kam am Ende auf 115 Tackles (13 for loss), fünf Sacks und zwei abgefälschte Pässe.

Stärken:

Schnell, schneller, Foster. Zumindest was die allbekannte Kombination aus Größe, Stärke und Geschwindigkeit anbelangt. Foster kann das Feld abdecken, trifft seine Gegenspieler mit voller Härte. Vor allem in der Lauf-Verteidigung natürlich von enormen Vorteil. Dabei scheut er keinen Kontakt, gibt keinen Ball auf, läuft wo er hin muss.

Setzt man Foster als Blitzer ein geht es richtig los: er ist ein enorm harter Hitter, der eben schnell aus den Hüften kommt und so eine enorme Herausforderung für seine Gegenspieler bzw. die gegnerische Line darstellt. Prinzipiell ist er gegen Pass-Spielzüge zu gebrauchen, er kann auf kurzen bis mittellangen Distanzen mit Receivern mitgehen und diese gut covern bzw. mit ihnen mitgehen und sie stoppen. Dank seiner Stärke gilt das auch für Tight Ends und Running-Backs, die er in der Mann-Deckung nicht von dannen ziehen lässt. Alles in allem ein three-down-Spieler. Was will man mehr?

Schwächen:

Eine Stärke und gleichzeitig eine Schwäche in Fosters Spiel ist das Blocking. Es gilt die Devise: ganz oder gar nicht. Trifft er seinen Gegenspieler, kann man davon ausgehen, dass dieser sich sofort am Boden wiederfindet. Verliert er sein Duell, macht er meistens keinen Meter mehr. In der NFL wird das als Middle-Linebacker natürlich noch schwerer, eventuell switcht er nach außen um seine Fähigkeiten perfekt in Szene setzen zu können. Im Grunde genommen sind es seine Instinkte die ihn ein wenig hemmen und auf die er sich nicht wirklich, oder anders ausgedrückt zu wenig, verlassen kann.

Einige Insider wollen von NFL-Scouts und Zuständigen erfahren haben, dass Foster in den Interviews nicht überzeugen konnte, zumindest nich wenn es um das rein sportliche Verständnis ging: einige sind sich nicht sicher ob er ein Playbook verinnerlichen kann, so sollte er bei den Befragungen Probleme mit dem Aufzeichnen von X und O-Spielzügen/Konzepten gehabt haben.

Die Verletzungen in der Vergangenheit und auch im aktuellen Jahr, helfen ihm zudem nicht wirklich.

Die Geschichte außerhalb des Platzes:

Und die große Bombe zum Schluss: Foster fällt außerhalb des Feldes negativ auf. Den Combine verpasste Foster wegen eines Disputs mit einem Krankenhausmitarbeiter, ihm gefiel es nicht wie jeder andere behandelt zu werden, die reguläre Wartezeit einhalten zu müssen. Foster spielte die “weißt du eigentlich wer ich bin”-Karte aus, ein selten dämlicher Schachzug den er mit einer Androhung von physischer Gewalt noch untermauern wollte. Die NFL entschied sich daraufhin Foster nach Hause zu schicken. Kein Workout für den Linebacker. Seine Teamkollegen die ebenfalls anwesend waren, haben Foster entweder verteidigt (David Tomlinson:”pretty shocked” dass er nach Hause geschickt wurde, eigentlich sei Foster ein netter Kerl), Jonathan Allen zeigte sich “disappointed”, weil man ihn heimschickte. Allen selbst war bei dem Zwischenfall nicht dabei. Später entschuldigte sich Foster bei allen 32 Teams mit einem Brief.

Nicht sein erster Zwischenfall: Im April des vergangenen Jahres war Foster in seiner Heimatstadt Auburn in einem Nachtklub feiern. Nichts besonderes, wären nicht auch noch drei Leute dabei erschossen worden. Foster war natürlich nicht involviert, allerdings beunruhigt das Umfeld in dem sich der Linebacker abgibt einige Teams. Die Geschichte von Foster ist aber noch nicht zu Ende erzählt:

Wie schon erwähnt stammt Foster aus Auburn, jener Stadt die den größten Rivalen der Universität von Alabama darstellt. Foster entschied sich 2013 nach langem hin und her zwischen den beiden Universitäten für die Crimson Tide. Just vier Tage nach seiner Verkündung bei Alabama zu spielen, kam sein Vater wieder in sein Leben. Das besondere daran? Danny Foster war seit 16 Jahren auf der Flucht. Der Grund? Im November 1995 schoss er auf seine Frau, die auch den 18-monatigen Reuben in den Händen hielt – Foster wurde dabei im Rücken getroffen. Zwar wurde Foster Sr. angeklagt, er konnte aber aus dem Gefängnis fliehen. Mit einem Sägeblatt konnte er das Zellenfenster aufbrechen. Danny Foster hinterließ noch eine Nachricht für seine Gefängniswärter: “Hi there. You didn’t think I’ll ever be out again. I’m sorry but didn’t I tell you that when I get ready to GO, I would let you know and now you know. Thanks, Danny.” Anschließend Flucht nach Florida, neue Identität und 16 Jahre auf der Flucht. 2013 dann die Festnahme. Natürlich versuchte Danny mit seinem Sohn wieder Kontakt aufzunehmen, das geschah auch, die große Versöhnung gab es aber trotz Reubens Vergebung gegenüber seines Vaters aber nicht. Diese Geschichte ist für NFL-Teams natürlich auch von Bedeutung.

Zudem ist Foster seit 2009 Vater einer Tochter, wobei das nicht unbedingt eine Story ist – also nicht wundern wenn man ihn auf der Bühne mit relativ großen Tochter sieht.

UPDATE: Wie bekannt wurde hat Foster beim Combine einen Drogen-Test nicht bestanden. Zwar wurde ihm keine Droge an sich nachgewiesen, seine Probe war aber verwässert, was den Test automatisch als positiv wertet. Foster begründete dies mit einer Krankheit im Vorfeld des Combines. Er dürfte also fallen.

Erinnert an:

Bobby Wagner/Chris Claiborne

Wie schätzt man Foster jetzt ein? Wagner, ein Zweitrunder im Draft 2012 ist zweifelsfrei einer der besten Middle-Linebacker aktuell in der NFL. Rein vom athletischen und den Körpermaßen ist Foster ihm sehr ähnlich. Gelingt der Wechsel zu den Profis reibungsfrei, kann Foster einen ähnlichen Impact in der NFL haben wie Wagner. Gelingt es nicht, wird Foster wohl in die Kategorie Chris Claiborne fallen: unglaublich viel Hype um einen Spieler, unglaubliche Enttäuschung in der NFL – super athletisch aber irgendwie gehemmt.

Fazit:

Dass Reuben Foster ein begnadeter Athlet ist, steht außer Frage. Sein Background ist nicht der unbedingt beste, es wird sich weisen in welchem Umfeld er sich weiterhin umgibt. Rein sportlich geht es wieder einmal darum, den perfekten Spott für ihn zu finden. Es gibt Zweifel ob er wirklich Middle-Linebacker spielen kann. In einer 3-4 Defensive wäre er vermutlich als Weakside-Linebacker besser aufgestellt, ähnlich wie Leonard Floyd bei den Chicago Bears. In einer 4-3 Defensive kann es als Middle-Linebacker gut gehen, wohl sind seine Stärken über außen noch besser eingesetzt. Auch wenn er vielleicht aus den Top 10 fällt, Foster wird in der ersten Runde bleiben, daran besteht kein Zweifel. Außer NFL Teams wissen wieder einmal mehr als wir. Was zwar nur schwer möglich, aber nicht undenkbar ist 😉

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