NFL Draft Scouting Report: Teez Tabor, CB

Die Cornerbacks dieser Klasse dürften sehr vielversprechend sein. Zumindest wenn sie ihr hohes Niveau vom College in die NFL mitnehmen können. Einer der schon vor seinem ersten Profi-Auftritt mit Problemen zu kämpfen hat ist Jalen “Teez” Tabor, CB, Florida.

Allgemeines:

Geburtsdatum: 1996

Größe: 1.83 Meter

Gewicht: 90 Kilogramm

Klasse: Junior

Starter seit: 2014

Erfolge: 

  • 2× First-team All-SEC (2015, 2016)

Verletzungen: –

Spiel am College:

Jalen “Teez” Tabor schloss sich 2014 der Universität von Florida an und sollte gleich in seiner ersten Saison in zwölf Spielen zum Einsatz kommen und in fünf Partien als Starting-Cornerback am Feld stehen. Er schloss seine Freshman-Saison mit 31 Tackles, einer Interception und zwei Sacks ab. Im kommenden Jahr startete Tabor an der gegenüberliegenden Seite von Vernon Hargreaves III in neun Spielen, kam insgesamt in 13 Spielen zum Einsatz. Dass er nicht auf die vollen 14 Einsätze (13 College-Spiele plus ein Bowl-Spiel) kam, lag an einer Sperre – später dazu mehr. Es war dennoch eine sehr erfolgreiche Spielzeit: dank 39 Tackles, vier Interceptions und einem Sack wurde er in das All-SEC Team gewählt.

In seinem dritten und letzten Jahr an der Universität verpasste er das Eröffnungsspiel der Saison ebenfalls wegen einer Sperre, sollte später aber wieder als Starter in allen Spielen zum Einsatz kommen. Er kam auf 33 Tackles, vier Interceptions und sechs abgelenkte Pässe. Das reichte um zum zweiten mal in Folge in das All-SEC Team gewählt zu werden. Und auch um als einer der besten/talentiertesten Cornerback-Prospects in den Draft zu gehen.

Stärken:

Prinzipiell hat Tabor die perfekten Maße für seine Position, er vertraut auf seine Fähigkeiten und sein Gespür für das Spiel. Er kann mit den Receivern mitlaufen, er versteht deren Routen, bleibt an ihnen dran. Selten hat sich ein Passfänger von ihm lösen können, vor allem auf kurzen und mittellangen Distanzen ist das eine seiner größten Stärken. In diesem Gebiet kann Tabor durch Athletik und Schnelligkeit punkten – er ist in einer guten Position um den Pass zu unterbinden oder im Idealfall abzufangen.

Sein Timing ist ausgesprochen gut, er weiß was er machen darf und setzt seine Hände richtig ein um eine Strafe zu vermeiden, das offensive Play aber nicht zuzulassen. Seine Instinkte sind sehr gut, er riskiert zwar nicht selten, liegt aber mit seinen Einschätzungen in der Regel absolut richtig. Quarterbacks haben es gegen ihn sehr schwer, Tabor kann Spielmacher lesen und so sehr gefährlich für einen offensiven Ballverlust werden.

In den vergangenen Jahren startete Tabor als Outside-Cornerback, natürlich könnte er auch als Nickel-Corner spielen. Er ist sehr flexibel, kann in jedem Defensiv-Schema bestehen bzw. mit jeder Deckung umgehen. Er ist gegen den Lauf schon sehr stark, ist sehr aggressiv beim Tackling.

Schwächen:

Speed. Tabors größtes Handicap ist seine Geschwindigkeit. Er ist vor allem bei tiefen Routen zu langsam, tut sich dort gegen Receiver extrem schwer, auf diese weiten Distanzen können sich Passfänger von ihm separieren. Wie oben angesprochen ist er ein kleiner Zocker der sich auf seine Instinkte verlässt. Das kann natürlich auch nach hinten losgehen und wird in der NFL stärker bestraft als noch am College. Sein Tackling muss noch verbessert werden, auch hier ist er noch zu hitzig und draufgängerisch. Prinzipiell ist er häufig übermotiviert, was nicht unbedingt von Vorteil sein muss.

Sperren/Combine-Performance:

Etwas ausführlicher muss man sich mit seinem Background beschäftigen. Schon vor seinem Freshman-Jahr bei Florida flog Tabor durch einen Drogentest, eine Tatsache die erst Anfang März öffentlich wurde. Tabor versprach dass dieser Fehler nicht ein zweites mal passiert sei.

Sowohl 2015 als auch 2016 wurde er für je ein Spiel suspendiert. Warum? 2015 verweigerte er einen Drogentest – was im Nachhinein ob seiner jetzt öffentlich bekannten Vergangenheit noch dämlicher kommt als damals schon – wurde deshalb automatisch gesperrt und verkündete anschließend via Twitter, dass die sportliche Abteilung seiner Uni “scheiße” sei. Zudem beschwerte er sich früher schon, ebenfalls via Twitter, dass College-Football eine “moderne Form der Sklaverei” sei. Später löschte Tabor den Tweet und er entschuldigte sich.

Zu Beginn der abgelaufenen Saison wurde Tabor zusammen mit seinem Teamkollegen C’yontai Lewis für das Eröffnungsspiel gegen Massachusetts gesperrt. Der Grund? Die beiden gerieten im Training in eine Auseinandersetzung, offensichtlich schmiss man sich wortwörtlich die Helme um die Ohren. Tabor erlitt dabei eine blutende Wunde am Kopf. Das Verhalten war für Head Coach Jim McElwain nicht tolerierbar.

Die Sperren stehen also in seiner Vita, die Drogen-Tests dürften Einfluss auf sein Draft-Value haben, die Trainingsgeschichte mit seinem Teamkollegen eher nicht.

Wohl aber seine Perfomance beim diesjährigen Combine und beim Pro-Day seiner Universität. Bei der Antritts-Pressekonferenz zum Combine erklärte er sich gleich zum besten Spieler des gesamten Drafts. Nicht nur zum besten Cornerback – nein, zum besten Spieler allgemein. Seine Leistungen bei den Drills konnten das nicht bestätigen – bei weitem nicht: beim 40-Yard-Dash, der für Cornerbacks wirklich wichtig ist, lief er eine schlappe Zeit von 4.62 Sekunden, in den restlichen Übungen stach er ebenfalls nicht heraus, kam nur auf acht Wiederholungen im Bankdrücken und konnte bei den Sprung-Disziplinen ebenfalls nicht punkten. Die Interviews wollte er hauptsächlich dazu benützen um den Vereinen zu signalisieren, dass er sich geändert habe.

Beim Pro-Day seiner Schule Ende März konnte er seine Combine-Leistungen bestätigen, was in dem Fall negativ zu verstehen ist: 4.75 Sekunden auf den 40-Yards, eine unfassbar schwache Leistung. O-Liner sind teilweise schneller gelaufen als Tabor.

UPDATE: Tabor meldete sich doch noch zu Wort und begründete seine schwachen Zeiten mit einem Muskelfaserriss.

Erinnert an:

Josh Norman

Tabor und Norman sind gleich groß und haben mit denselben Problemen zu kämpfen: Speed. Beide Spieler verfügen über hervorragende Instinkte, können Gegner zur Verzweiflung bringen. Sie müssen sich aber mit anderen Fähigkeiten beweisen, als mit reiner Geschwindigkeit. Norman fiel 2012 in die fünfte Runde, das dürfte Tabor erspart bleiben.

Fazit:

Teez Tabor ist einer der talentiertesten Cornerbacks der Klasse. Seine Off-Field-Issues und seine jüngsten Leistungen im Combine und beim Pro-Day tun ihm aber nicht gut. Schnell wurde aus einem sicheren Top-20-Pick ein Auswahl in der zweiten Runde. Sein ehemaliger Teamkollege Vernon Hargreaves sprach sich vermehrt für ihn aus, sagte, Tabor sei der beste Cornerback des Teams.

Man kann ihm vieles unterstellen, fehlenden Einsatz und Motivation aber nicht. Er geht regelrecht auf wenn er über Football sprechen kann bzw. spielen darf. Sein Tape ist eines der besten – von allen Spielern. Teams müssen jetzt herausfinden wem man vertraut. Den jüngsten Leistungen oder seinen ausgezeichneten Spielen in den letzten beiden Jahren. Entweder wird es Runde eins (sehr spät) oder – und das ist derzeit wahrscheinlicher – Tag zwei, also Runde zwei und drei.

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