Die Frühspiele der dritten NFL-Woche begannen mit einem Feuerwerk in London und stand ganz im Zeichen der Proteste der Spieler gegen die sozialen Ungerechtigkeiten in den USA bzw. die jüngsten Aussagen von Präsident Donald Trump. Das ist in den turbulenten Frühspielen passiert:
Jacksonville dominiert Baltimore
Man hat sich viel vorstellen können – mit dem Ausgang des ersten NFL Spiels auf europäischen Boden in der neuen Saison hätten wohl nicht viele gerechnet. Die Jacksonville Jaguars gewannen mit 44:7 gegen äußerst schwache Baltimore Ravens. Zur Pause konnten die Ravens sage und schreibe 15 Total-Yards verzeichnen, die einzigen Punkte folgten im Schlussviertel in der Garbagetime.
Auch in London sah man zu Beginn des Spiels sehr viele Spieler während der Hyme kniend oder zu einer Menschenkette zusammenstehen. Während der britischen Hymne hingegen standen nahezu alle Spieler aufrecht.
Das Spiel stand im Zeichen eines katastrophalen Joe Flaccos, der seine Mannschaft überhaupt nicht führen konnte. Erst gegen Ende des zweiten Viertels (!) brachte der Super Bowl-MVP von 2013 seinen ersten Pass bei einem Mitspieler an – zuvor gelang ihm eine Completion, allerdings mit A.J. Bouye und damit auch eine Interception. Es sollte nicht die einzige an diesem Tag sein, Jalen Ramsey pickte Flacco nach der Pause auch noch einmal. Am Ende blieb Flacco nur die Bank, er kam auf 28 Yards (8/18) und wurde durch Ryan Mallett ersetzt. Mallett konnte sechs seiner neun Pässe für 36 Yards und einen Touchdown auf Ben Watson anbringen. Einziger offensiver Lichtblick der Ravens an diesem Nachmittag: Runningback Alex Collins, der auf 82 Rushing-Yards kam. Alle anderen hatten gegen die starke Jaguars-Defensive immer das Nachsehen. Eine katastrophale Vorstellung der zuvor ungeschlagenen Ravens, die viel zu einseitig und ideenlos im Gameplan agierten. Lag natürlich auch an der schwachen Line – insbesondere Matt Skura, der wohl den verletzten Marshal Yanda ersetzen soll – zeigte eine horible Leistung.
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Wohl bester Mann auf dem Feld war Calais Campbell – wieder einmal. Der Defensive End störte ständig, war gegen den Lauf als auch gegen den Pass sensationell stark und machte so den Weg für wichtige Stops für seine Mitspieler frei. Campbell selbst schloss den Tag mit einem halben Sack und einem erzwungenen Fumble ab. Dante Fowler Jr. konnte Flacco ebenfalls einmal zu Boden reißen. Die gesamte Einheit war einfach nur bärenstark, Baltimore puntete gleich fünf mal in den ersten beiden Vierteln (und kam auf die angesprochenen 15 Total-Yards).
Case Keenum bleibt ungeschlagen
Sam Bradford stand den Minnesota Vikings abermals nicht zur Verfügung, für ihn übernahm Backup Quarterback Case Keenum. Und der bleibt weiterhin ungeschlagen – zumindest gegen die Tampa Bay Buccaneers (drei Karriere-Siege). Am Ende sollte es für einen 34:17 Sieg reichen. Keenum erlebte vermutlich das beste Spiel in seiner NFL-Laufbahn, konnte mit dem Druck der Buccaneers gut umgehen und fand nahezu immer einen Mitspieler. Der 29-Jährige warf für satte 369 Yards (25/33) und drei Touchdowns. Die Verbindung mit Stefon Diggs war hervorragend, der Wide Receiver fing acht Bälle für 173 Yards und zwei Touchdowns. Adam Thielen kam auf fünf Fänge für 98 Yards, Rookie-Runninback Dalvin Cook konnte ebensoviele Bälle für 72 Yards fangen. Es war das erste Spiel von Cook, indem er auch häufig als Passfänger eingesetzt wurde. Dass er ein kompletter Runningback ist, hat er schon am College bewiesen – über das Laufspiel legte er noch zusätzliche 97 Yards drauf.
Defensiv zeigte man die gewohnt starke Leistung, man machte überall dicht und stoppte die Spieler der Buccaneers meist sehr schnell. Zwei Sacks und drei Interceptions machten die Sache gemütlicher. Die Line fand gegen Everson Griffen meist keine Antwort und hatte im Grunde genommen immer das Nachsehen, Harrison Smith war in der Secondary wieder überall, kam auf einen Pick und machte Winston mit vielen unterbrochenen Pässen das Leben schwer.
3 minutes into the third quarter, #Vikings QB Case Keenum has a perfect passing rating, 291 passing yards, and 3 TDs. All right.
— Ian Rapoport (@RapSheet) September 24, 2017
Das Spiel von Winston hatte Licht- als auch Schattenseiten: er konnte teilweise schöne tiefe weite Bälle (hauptsächlich auf Desean Jackson) anbringen, andererseits überwarf er wieder einige seiner Mitspieler bzw. traf er die falschen Entscheidungen und warf auf gedeckte Receiver, was in drei Interceptions mündete. Winston kam auf 328 Yards (28/40) und zwei Touchdowns bei drei Picks. Damit konnte er seine Mannschaft nicht im Spiel halten. Dass man zusätzlich kein Laufspiel etablieren konnte (26 Rushing-Yards!) machte die Sache nicht einfacher. Doug Martin wird sehnlichst zurückerwartet.
Defensiv muss man um Gerald McCoy bangen. Der Defensive Tackle musste während des Spiels vom Feld und konnte nicht mehr zurückkehren. Wie schwerwiegend die Verletzung tatsächlich ist, stellt sich erst in den kommenden Tagen heraus. Und allgemein war das keine gute Vorstellung der Defensiv-Einheit, man war mit der Offensive Minnesotas eindeutig überfordert. Noah Spence und Kwon Alexander wurden schmerzlich vermisst. Rookie Kendell Beckwith war noch der beste, er kam auf acht Tackles, vor allem gegen den Lauf war er sehr stark. Vernon Hargreaves III spielte im Grunde genommen gar nicht mit: der Cornerback ließ sieben von zehn Pässe in seine Richtung für 126 Yards zu. Das ist eindeutig zu wenig bzw. zu viel – je nach Ansichtssache.
Saints mit erstem Saisonsieg
Die New Orleans Saints feierten den ersten Saisonerfolg der neuen Saison gegen die Carolina Panthers – 34:13. Es war die große Auferstehung der Saints Offensive um Drew Brees. Der künftige Hall of Famer zeigte eine nahezu makellose Partie, warf 220 Yards (22/29) und zwei Touchdowns. Aber er hatte auch Glück, dass Penthers-Linebacker Luke Kuechly einen durchaus fangbaren Ball nicht unter Kontrolle bringen konnte. Brees fand in Michael Thomas sieben mal seinen Mann, Thomas kam auf 87 Yards und zwei Touchdowns. Das funktioniert schon wieder ganz gut.
Das Backfield gehörte heute wieder Mark Ingram, der mit 14 Carries die meisten Einsätze bekam (56 Yards). Rookie Alvin Kamara machte aus seinen zwei Carries aber das beste und konnte einen 25-Yard-TD beisteuern (37 Yards insgesamt). Bleibt noch Adrian Peterson, der neun mal den Ball tragen durfte und 33 Yards beisteuerte. An dieser Aufteilung dürfte sich nicht viel ändern.
FINAL: @Saints WIN!#GoSaints #NOvsCAR pic.twitter.com/B1dtFfwbpI
— NFL (@NFL) September 24, 2017
Defensiv zeigte man plötzlich auch einmal ein positives Gesicht: P.J. Williams sorgte früh im Spiel mit einer Interception für den ersten Saints-Pick der Saison, Kenny Vaccaro und Rookie Marcus Williams taten es ihm später nach. Alex Okafor erzwang zusätzlich noch einen Fumble. Die Secondary wurde von Ken Crawley und Williams getragen, man ließ sehr wenig zu – sei es in Sachen Ballfang (sieben von 13 Pässe) oder in Yards nach dem Catch. Darauf kann man aufbauen.
Die Panthers und insbesondere Cam Newton hatten starke Probleme mit den Saints. Newton (167 Yards, 17/26, drei Interceptions) warf seine Picks ohne dass Druck auf ihn ausgeübt wurde – das darf einfach nicht passieren! Christian McCaffrey lenkte einen Pass in die Hände eines Saints-Verteidigers ab, konnte sonst aber mehr als überzeugen (neun von elf Pässe wurden gefangen, 101 Yards). Er brilliert vor allem nach dem Catch. Kelvin Benjamin musste vom Feld, eine schwere Knieverletzung konnte aber glücklicherweise nach der Partie nicht festgestellt werden.
Defensiv war Cornerback James Bradberry sicherlich der Schwachpunkt in der Secondary. Er wurde von Ted Ginn Jr. bei seinem 40-Yard Touchdown komplett vernascht und konnte sich auch gegen Michael Thomas nicht durchsetzen. Thomas Davis erlebte in der Mitte auch ein untypisch schwaches Spiel, er hatte mit dem variablem Laufspiel New Orleans’ seine Probleme.
Die Jets (!) gewinnen (!) ein Spiel!
Unglaublich aber wahr: die New York Jets haben gegen die Miami Dolphins einen 20:6 Sieg feiern können. Das war plötzlich eine ganz andere Leistung, man sah richtig gut aus – und die Dolphins richtig schlecht. Jets-QB Josh McCown konnte 18 seiner 23 Pässe bei seinen Mitspielern anbringen und insgesamt 249 Yards und einen Touchdown werfen. Eine sehr solide Leistung des Veterans, kein Pass war irgendwie in Gefahr abgefangen zu werden. Robby Anderson konnte einen Ball zu einem 69 Yards Touchdown umwandeln, insgesamt steuerte er 95 Yards bei.
Das Backfield der Jets kam auch in Gänge, Bilal Powell (37 Yards, ein Touchdown), Elijah McGuire (34 Yards) und Matt Forte (25 Yards) sorgten für 96 Yards über das Laufspiel. Ein guter Mix zwischen Lauf- und Passspiel! Und dass obwohl die Line der Jets teilweise große Probleme hatte, vor allem Bradon Shell hatte mit Cameron Wakre zu kämpfen.
Defensiv kam man auf drei Sacks, Linebacker Demario Davis war überall am Feld: zwölf Tackles für ihn, im Lauf als auch gegen den Pass war er eine absolute Augenweide. Rookie Jamal Adams bleibt der vermutlich beste Defensivneuling der Liga (mit seinem ehemaligen Teamkollegen Tre White von den Buffalo Bills) und ließ keinen Catch in seine Richtung zu, während er auch noch auf einen Sack kam.
W. #JetUp pic.twitter.com/GnfE5P2DEm
— New York Jets (@nyjets) September 24, 2017
Die Dolphins waren an diesem Tag nicht existent. Jay Cutler (26/44) kam zwar auf 220 Yards und einen Garbagetime Touchdown, aber auch auf eine Interception. Er konnte bis auf einen Pass keinen tiefen Ball anbringen (bei sechs Versuchen für Pässe über zwanzig Yards). Das Laufspiel über Jay Ajayi war ebenfalls komplett abgemeldet, der Brite kam auf magere 16 Yards bei elf Versuchen. Das war überhaupt nichts.
61 Yards zum Sieg
Es war eines der turbulentesten Spiele des Abends: die Philadelphia Eagles gewannen dank des weitesten Field Goals in der Geschichte der NFL gegen die New York Giants mit 27:24. Rookie Kicker Jake Elliott avancierte zum Matchwinner und zum neuen NFL-Rekordmann, als er in den Schlusssekunden ein 61-Yard Field Goal verwandeln konnte. Möglich wurde dieser Spielzug eigentlich erst durch einen katastrophalen Punt von Giants Punter Brad Wing. Carson Wentz (176 Yards, 21/31, ein Touchdown) fand Alshon Jeffery (56 Yards) für 19 Yards, man versuchte das Field Goal und hatte Glück bzw. wurde doch noch belohnt.
Die Eagles waren zwischenzeitlich 14 Punkte in Führung und hatten die Giants komplett unter Kontrolle, ehe New York im Schlussviertel binnen weniger Minuten gleich drei Touchdowns erzielen konnten. Odell Beckham Jr. macht diese Offensive einfach unglaublich viel besser, er kam auf zwei Touchdowns (79 Yards). Den größten Raumgewinn aus der Sicht der Giants verzeichnete Sterling Shepard mit 133 Yards und einem 77 Yard Touchdown. Aber am Ende konnte man die ersatzgeschwächten Eagles nicht besiegen, weil man immer noch eine miserable O-Line im Team hat und kein Laufspiel (knapp 50 Rushing-Yards) etablieren kann. Eli Manning (366 Yards, 35/47) kam neben den drei Touchdowns noch auf zwei Interceptions, spielte aber ein solides Spiel. Er hat einfach keine Zeit, muss den Ball sehr schnell loswerden. Und für die gedroppten Bälle, auch von OBJ, kann Manning nichts dafür.
Probably the best reaction from @LFFStadium: Jake Elliott's parents. #FlyEaglesFly pic.twitter.com/5sy9IKjk0L
— Philadelphia Eagles (@Eagles) September 24, 2017
Die Eagles haben mit einer nahezu neuen Secondary gespielt – fast jeder Spieler verletzte sich. Während des Spiels mussten zudem noch Fletcher Cox (Wade), Jordan Hicks (Knöchel) und Darren Sproles (Handgelenk) vom Platz, alle konnten nicht mehr zurückkehren. Die Giants hätten das ausnützen müssen. Stattdessen gewann das Lazarett aus der Stadt der brüderlichen Liebe.
Bills schocken Broncos
Die Buffalo Bills überraschten die Denver Broncos und gewannen am Ende deutlich mit 26:16. Auch das war so nicht zu erwarten, die Broncos wurden von der starken Defensive der Bills kalt erwischt. Drei Sacks und zwei Interceptions auf Seiten Buffalos sorgten für eine gute Ausgangslage, Quarterback Tyrod Taylor machte den Rest: der mobile Spielmacher konnte mit dem hohen Druck auf ihn (trotz vier Sacks) sehr gut umgehen und konnte 213 Yards (20/26) und zwei Touchdowns verzeichnen. Es war wieder einmal der Beweis, dass er sehr wohl ein Team führen kann. LeSean McCoy war kein großer Faktor im Laufspiel (21 Yards) er war aber dafür als Receiver im Backfield stark (48 Yards).
Catch of the day.#DENvsBUF #GoBills pic.twitter.com/VMxLiGvB8D
— Buffalo Bills (@buffalobills) September 24, 2017
Sean McDermott kann Defensive, das weiß man seit einigen Jahren und das zeigt er auch in seinem ersten Jahr als Head Coach der Bills. Cornerback E.J. Gaines war überragend, ließ nur vier von zwölf Pässen für magrere 39 Yards zu und konnte einen Ball von Trevor Siemian (259 Yards, 24/40) abfangen. Wie auch Rookie Tre’Davious White, der seine starke Form abermals unter Beweis stellte. Das kann was werden mit dieser Defensive.
Siemian fiel auf den harten Boden der NFL-Realität zurück, konnte mit dem Druck von Buffalo nicht umgehen. Er hatte vor allem in der Pocket Probleme. Und das obwohl die linke Seite über Rookie Garrett Bolles eigentlich gut gedeckt gewesen wäre – er ließ nichts zu, konnte für das Laufspiel Löcher aufreißen. Dieses teilten sich C.J. Anderson und Jamaal Charles auf, Charles konnte einmal die Endzone finden und führte das Duo mit 56 Yards an. Es war aber am Ende zu wenig.
Das Drama von Motown
Wenn die Detroit Lions auf’s Feld gehen, ist ein Drama vorprogrammiert – egal in welche Richtung. So auch gegen die Atlanta Falcons: es war wieder einmal alles angerichtet für ein berüchtigtes Comeback von Quarterback Matthew Stafford. 2:33 Minuten vor Schluß bekam er beim Stand von 26:30 den Ball und führte sein Team auch dank einiger Strafen der Falcons (inklusive zurückgenommener Interception) bis an die 1-Yard Linie. Stafford (264 Yards, 25/45, ein TD) fand Golden Tate, der zwölf Sekunden vor dem Ende auch den Weg in die Endzone fand. Wieder einmal ein Sieg im letzten Drive, wieder einmal konnte Stafford im entscheindenden Moment glänzen. Bis das Review kam und Golden Tate schon vor der Linie am Boden sah – eine richtige, wenn auch bittere Entscheidung: da die Lions kein Timeout mehr hatte, lief die Uhr nach dem kompletten Pass auf Tate weiter und schließlich aus – die Falcons kamen noch einmal mit einem blauen Auge davon.
Wobei man auch ganz klar sagen muss: die Offensive der Lions war bis zum Schlussviertel nicht existent. Die Line der Lions hielt in den entscheidenden Momenten nicht (bis auf die rechte Seite, die traditionell stark besetzt ist). Das Laufspiel war ebenfalls schwach (Abduallah kam auf 47 Yards bei 14 Versuchen) und so konnte man die vielen Turnovers der Defensive (drei Interceptions) nicht nützen. Dass die Receiver Detroits die Bälle nicht festhalten konnten (Eric Ebron) machte die Sache auch nur bedingt einfacher. Da muss mehr gehen.
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MVP der Lions ist und bleibt Matt Prater. Der Kicker war einmal mehr makellos und der Hauptgrund, warum die Lions überhaupt so lange im Spiel bleiben konnten. Hätte man einen anderen Kicker, der auch hin und wieder einen Ball vergeigt, die Comebacks von Stafford würden weitaus geringer stattfinden.
Defensiv war zeigte in der Secondary eine sehr gute Leistung, Glover Quin und Darius Slay machten das was man von ihnen erwartete und intercepteten Matt Ryan (294 Yards, 24/35, zwei Touchdowns) insgesamt drei mal. Das große Problem der Lions war die Verteidigung gegen den Lauf: hier konnten Devonta Freeman (106 Yards, ein TD) und Tevin Coleman (46 Yards) bzw. Taylor Gabriel (79 Yards, ein TD) viel zu leicht durchkommen. Es lag nicht nur am Unvermögen der Laufverteidiger, sondern auch an einer sehr guten Line der Falcons.
Die Defensive hielt im Großen und Ganzen, einzig Desmond Trufant machte das Spiel dank einiger Strafen noch einmal richtig spannend. Für die Lions war am Ende der Sieg noch drinnen, man strapazierte das Glück diesmal aber ein kleinwenig zu viel. Die Falcons bleiben nach drei Spielen makellos – aber sicher nicht unschlagbar.
Bears gewinnen in Overtime
Die Chicago Bears dürfen sich über den ersten Saisonsieg freuen: man konnte die Pittsburgh Steelers nach Verlängerung mit 23:17 schlagen. Jordan Howard war trotz angeschlagener Schulter der Mann des Spiels, der Runningback kam auf 138 Rushing-Yards und zwei Touchdowns. Er brillierte nach dem ersten Kontakt mit einem Gegenspieler, konnte 65 Yards in dieser Kategorie verzeichnen. Man konnte ihn nicht in die Hände bekommen. Das war auch der Gameplan der Bears – man wollte über das Laufspiel zum Erfolg kommen. Rookie Tarik Cohen steuerte 78 Yards zusätzliche Yards bei. Mike Glennon (101 Yards, 15/22) warf einen Touchdown und eine Interception, er konzentrierte sich dabei aber ausschließlich auf kurze Pässe, brachte nur einen Pass für einen Raumgewinn von über zehn Yards an. Bezeichnend dafür: der erste komplette Pass auf einen Bears-Receiver kam fünf Minuten vor Ende des Spiels zustande. Wieder einmal kein überzeugender Auftritt des umstrittenen Spielmachers.
Für die Szene des Spiels sorgte Cornerback Marcus Cooper, der den Ball kurz vor der Halbzeit nach einem geblockten Field Goal aufnehmen und konnte und ganz allein in Richtung Steelers-Endzone lief. Dabei war er sich so sicher einen Touchdown zu erzielen, dass er vor der Linie immer langsamer wurde und ihm schlussendlich noch der Ball aus der Hand geschlagen wurde. Kein Touchdown, dafür nach langer Beratung ein First-Down für die Bears. Die Steelers befanden sich zu diesem Zeitpunkt schon in der Kabine, mussten aber wieder hinaus – statt sechs Punkten gab es am Ende drei dank eines Field Goals.
Great team win today, gotta give all the glory to God. #BearDown pic.twitter.com/sLYXRwtdnn
— Jordan Howard (@JHowardx24) September 24, 2017
Defensiv spielten die Bears gut mit: Cornerback Prince Amukamara machte ein sehr gutes Spiel. Auch wenn der einzige Pass den er zuließ einen Touchdown zur Folge hatte, konnte er sehr viele Pässe verteidigen und sich gegen Antonio Brown behaupten. Sein Gegenüber Bryce Callahan konnte mit drei erlaubten Pässen für 21 Yards und einem Sack ebenfalls überzeugen.
Die Steeelers verschliefen den Start komplett, Ben Roethlisberger (235 Yards, 22/39, ein TD) bestich durch Ungenauigkeiten und überwarf sehr viele seiner Mitspieler (hauptsächlich Martavis Bryant bei tiefen Versuchen). Le’Veon Bell (61 Yards) kam wenigstens auf einen Touchdown, man kann aber noch nicht behaupten, dass er voll in der Saison steht. Antonio Brown bleibt die Ausnahme, er kam auf 110 Yards. Defensiv hätte man deutlich besser agieren müssen – der Gameplan der Bears ist allgemein bekannt, man kann den Ball nicht werfen, also versucht man es mit dem Lauf. Bis auf wenige Ausnahmen (Artie Burns, Javon Hargreave) war da nicht viel positives zu sehen – trotz elf Tackles von Ryan Shazier.
Brissett führt Colts zum Sieg
Jacoby Brissett war der Mann des Spiels im Aufeinandertreffen seiner Indianapolis Colts gegen die Cleveland Browns. Der Quarterback konnte insgesamt drei Touchdowns beisteuern (zwei Rushing-, ein Passing-TD) und führte so seine Colts zu einem 31:28 Sieg. 259 Passing-Yards (17/24) plus 14 Rushing-Yards für den Vertreter von Andrew Luck, der sich nicht scheute, den Ball auch über größere Distanzen befördern zu wollen (sieben Pässe über zehn Yards). Sein bevorzugtes Ziel dabei: T.Y. Hilton, der mit 153 Yards bei sieben Fängen und einem Touchdown zum wichtigsten Mitspieler wurde. Der ewige Frank Gore kam ebenfalls auf einen Touchdown (57 Yards).
Defensiv konnte man DeShone Kizer insgesamt drei mal picken. Der Rookie-Quarterback hat logischerweise noch Probleme, hält den Ball noch zu lange fest und trifft teilweise noch die falschen Entscheidungen. Kizer kam auf 242 Yards (22/47) Yards und zwei Touchdowns. Er hat seine Armstärke ein paar mal zeigen können, jedoch war das immer noch eine zu fehleranfällige Leistung. Dass seine Mitspieler auch noch acht fangbare Bälle fallen ließen, machte die Sache nicht unbedingt besser. Dass er sie auch gerne überwirft fällt in die gleiche Kategorie. Bis er ganz in der NFL angekommen ist, wird es noch ein wenig dauern. Browns-Fans sollten aber keine Panik haben, diese Achterbahnfahrten sind nicht unüblich. Colts-Rookie Malik Hooker und Cornerback Rashaan Melvin (zwei INTs) sorgten für die Picks.
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Immer noch gilt: Duke Johnson gehört in die Slot, er konnte auch gegen die Colts als Passfänger glänzen. Sein 19-Yard-Touchdown war eine absolute Augenweide – mit 81 Yards war er auch bester Fänger seiner Mannschaft und kam zudem noch auf einen Rushing-Touchdown. Kenny Britt (54 Yards) und Rookie Tight End David Njoku sorgten für die Touchdowns der Browns.
Die sich am Ende das Leben auch selbst sehr schwer machten: 113 Yards gab man durch Penalties an den Gegner. So geht das sicherlich nicht! Man muss konzentrierter auftreten!
So knapp dran
Die Houston Texans und Rookie-Quarterback Deshaun Watson waren enorm knapp dran – am Ende blieben die New England Patriots aber knapp siegreich. Tom Brady (378 Yards, 25/35, fünf Touchdowns) musste alles aus sich und seinem Team herausholen, um als Sieger vom Platz zu gehen. Zweieinhalb Minuten vor Schluss lag man noch mit fünf Punkten im Rückstand, zwei Minuten später mit drei Punkten im Vorsprung. Brady führte seine Mannschaft über das Feld, fand am Ende Brandin Cooks, der mit seinem zweiten Touchdown an diesem Abend zum Matchwinner wurde (131 Yards, zwei TDs für den schnellen Receiver). Bradys Leistung darf durchaus als solide bezeichnet werden: dreimal fumbelte der Veteran den Ball (ein Ballverlust den Jadeveon Clowney in die Endzone trug), er hielt das Ei oft zu lange fest bzw. fühlte sich sehr unwohl mit dem hohen Druck der Texans Defensive. Allerdings war sein letzter Pass auf Cooks wirklich einzigartig.
TOM BRADY. BRANDIN COOKS.
WOWWWWWWWW. pic.twitter.com/mYeno62uY4
— NFL (@NFL) September 24, 2017
Deshaun Watson (301 Yards, 22/33) wollte als erster Rookie-QB gegen Bill Belichick in Foxborough gewinnen, er kam auf zwei Touchdowns und ebensoviele Interceptions. Es sollte knapp nicht reichen, obwohl Watson teilweise magische Sachen aus dem Hut zauberte und vielen Gegenspielern entkommen konnte. Es geht definitiv in die richtige Richtung beim neuen Franchise-QB der Texans. Die Lernkurve steigt steil nach oben!
Die Offensive der Texans kann sehr interessant werden: Lamar Miller (56 Yards) sowie Watson (41 Yards) und Rookie-Runningback D’Onta Foreman (25 Yards) teilen sich das Backfield auf, Foreman konnte zudem noch 65 Yards über das Passspiel beisteuern. Mit DeAndre Hopkins (76 Yards) steht eine vielversprechende Einheit im Team.
Der Pass Rush der Texans machte Brady das Leben schwer. Jadeveon Clowney kam auf zwei Sacks, Whitney Mercilus auf einen. J.J. Watt machte seine Sache wie gewohnt stark, war überall anzufinden und sorgte für ständigen Druck auf die Linemen. Für einen Sack reichte es aber nicht.
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