Offseason Report 2017: Detroit Lions

Allgemeines:

Die Detroit Lions – immer belächelt, immer für die breite Masse unsexy. Dennoch konnte man sich in der vergangenen Saison für die Playoffs qualifizieren – wenn auch den magischen Comebacks von Matthew Stafford (und Matt Prater) und einem doch eher einfachen Schedule geschuldet. Stafford unterschrieb erst kürzlich den höchsten Vertrag eines NFL-Spielers (135 Millionen Dollar) und soll sein Team endlich zum ersten Playoffsieg seit 1992 (mit Barry Sanders) führen. Das hat sich bei den Lions – dem letzten Team unserer Offseason Reports und auch eines der favorisierten Teams des Autos – getan:

Coaching-Änderungen:

 Coach 2016Coach 2017
Defensive Assistant/Special Projects.-George Godsey

Ach Jim Caldwell – wird das noch was? Man traut dem Trainer irgendwie nicht richtig, auch wenn man immer wieder erfolgreich auftreten kann. Er kehrt wohl nur auf Grund der vielen Comeback-Siege von Stafford und den Siegen gegen schwächere Gegner zurück. Stafford hat ihm quasi den Job gerettet. Man darf gespannt sein, ob Caldwell nach dieser Saison noch im Amt sitzt – dieses Jahr wartet ein harter Schedule auf die Lions. George Godsey kommt als neuer Defensive Assistant.

Spieler verloren/entlassen:

Spieler PositionNeues Team
Larry WarfordGNew Orleans Saints
Riley RieffTMinnesota Vikings
Stefan CharlesDTJacksonville Jaguars
Anquan BoldinWRBuffalo Bills/FA
DeAndre LevyLBFA 🙁
Laken TomlinsonGSan Francisco 49ers
  • Larry Warford

Der 26-Jährige ersetzt den zu den Green Bay Packers abgewanderten Jahr Evans bei den New Orleans Saints. Warford ist ein sehr guter Guard, selten verletzt (verpasste nur sieben Spiele in vier Jahren) und dürfte den Saints gut weiterhelfen können. Für die Lions war der Abgang nur bedingt schmerzhaft, man konnte sich mit T.J. Lang verstärken (mehr dazu unten).

  • Riley Reiff

Zu den Minnesota Vikings zog es Riley Reiff. Der Tackle startete in der vergangenen Saison auf der rechten Seite und machte seine Sache sehr gut. Auch ihn konnte man mit Rick Wagner sehr gut ersetzen!

  • Stefan Charles

Charles ist ein solider Spieler in der Defensive-Line und nahm im vergangenen Jahr an zwölf Spielen teil ehe er sich am Knie verletzte und auf die Injured Reserve-List gesetzt wurde. Nach nur einem Jahr ist die Zusammenarbeit schon wieder beendet.

  • Anquan Boldin

Mr. Reliable. Wenn es brenzlig wurde und Stafford noch ein First-Down im dritten Versuch eines Drives (meist im Schlussviertel) brauchte, spielte er auf den künftigen Hall of Famer. Boldin machte die wichtigen Fänge und war maßgeblich am Erfolg der Lions beteiligt! Leider konnte man mit ihm nicht verlängern, der Veteran schloss sich kurz den Buffalo Bills an, ehe er sich in den verdienten Ruhestand zurückzog.

  • DeAndre Levy

Der Abgang von Levy ist sehr bitter, aber auch unvermeidbar. Knie- und Hüftverletzungen haben keine andere Wahl mehr zugelassen. Sehr bitter, Levy war wenn er fit war richtig stark. Die weitere Karriere steht in der Schwebe.

  • Laken Tomlinson

Den Erstrundenpick des Drafts 2015 tauschte man gegen einen Fünftrunder (im Jahr 2019!) zu den San Francisco 49ers. Richtig behaupten konnte sich Tomlinson noch nicht.

Spieler verpflichtet/verlängert:

Spieler PositionAltes TeamLänge des VertragsGehalt in Dollar
Matthew StaffordQBDetroit LionsFünf Jahre135 Millionen
Rick WagnerTBaltimore RavensFünf Jahre47,5 Millionen
T.J. LangGGreen Bay PackersDrei Jahre
28,5 Millionen
Akeem SpenceDTTampa Bay BuccanersDrei Jahre9 Millionen
Cornelius WashingtonDEChicago BearsZwei Jahre5,825 Millionen
D.J. HaydenCBOakland RaidersEin Jahr3,75 Millionen
Khyri ThorntonDTDetroit LionsZwei Jahre3,3 Millionen
Paul WorrilowLBAtlanta FalconsEin Jahr3 Millionen
Don MuhlbachLSDetroit LionsEin Jahr1,08 Millionen
Armonty BryantDEDetroit LionsEin Jahr855 Tausend
Greg RobinsonTLos Angeles RamsTRADE
  • Matthew Stafford

135 Millionen. Mehr muss man nicht mehr sagen. Jetzt muss er liefern: gegen Teams mit positiven Sieg-Niederlagenverhältnisse muss mehr kommen, hier lassen die Lions in der Regel aus. Stafford kommt jetzt in die Prime seiner Football-Karriere, man darf also auch optimistisch bleiben. Nach dieser Saison (und dem schweren Schedule) wird man wissen, ob die 135 Millionen für’s erste gerechtfertigt waren.

  • Rick Wagner

Wagner kommt von den Baltimore Ravens und wird sofort als rechter Tackle spielen. Er ist ein Upgrade zum sehr guten Riley Reiff, ist noch besser im Pass- und Runblocking. Die rechte Seite dürfte also gesichert sein.

  • T.J. Lang

Lang kommt von den Green Bay Packers und stellt ebenfalls ein Upgrade zu Warford dar. Der aus Michigan stammende Guard kommt quasi zu seinem Heimatverein – eine gute Verpflichtung.


Mehr zur Geschichte der Detroit Lions


  • Akeem Spence

Spence kommt von den Tampa Bay Buccaneers und gibt der D-Line der Lions Tiefe. Derzeit dürfte er nicht an A’Shawn Robinson vorbeikommen.

  • Cornelius Washington

Der Defensive End kommt von den Chicago Bears und wird in der Defensive-Line fix aufgestellt sein.

  • Paul Worrilow

Worrilow kommt von den Atlanta Falcons und hat sich den Platz als Starting-Outside-Linebacker gesichert. Auf Grund des Abgangs von Levy ein Upgrade.

  • Greg Robinson

Robinson kommt von den Los Angeles Rams und gilt bisher als Bust. Er konnte die hohen Erwartungen bisher nicht erfüllen und will bei den Lions seinen Status (#2 Pick im Draft 2014) verbessern. Er muss auch gleich für den verletzten Taylor Decker einspringen und starten.

Draft:

RundePickNamePositionWR
121Jarrad DavisLBFlorida
253Teez TaborCBFlorida
396Kenny Golladay WRNorthern Illinois
4124Jalen Reeves-Maybin LBTennessee
4127Michael Roberts TEToledo
5165Jamal Agnew CBSan Diego
6205Jeremiah Ledbetter DEArkansas
6215Brad Kaaya QBMiami
7250Pat O'Connor DEEastern Michigan
  • Jarrad Davis

In der ersten Runde wählte man mit Jarrad Davis einen Linebacker. Davis verfügt über sehr gute Instinkte, er ist sehr schnell und fliegt förmlich über das ganze Feld – das heißt: durch die hohe Geschwindigkeit kann er logischerweise sehr viel Raum abdecken. Die Mischung aus Aggression und Explosivität lässt Davis für sehr viele Gegenspieler nicht nur unangenehm sondern regelrecht zum Albtraum werden. Er scheut keinen Kontakt, schließt Tackles aggressiv aber im Rahmen des erlaubten ab. Gegen den Lauf brilliert er, gegnerische Quarterbacks kann er durchschauen, er liest das Spiel sehr gut und auch sehr schnell.

Dem nicht genug, setzt Davis auch in der Pass-Verteidigung Akzente, kann Mann-  und Zonen-Verteidigung spielen und seine Gegenspieler sehr gut decken. Er kann es mit Tight Ends und Runningbacks aufnehmen: seine Stärke und Schnelligkeit machen es möglich. Zudem wird er häufig als Blitzer eingesetzt, was ihm auch sehr liegt.

Von Jamal Adams wird oft von seinen außergewöhnlichen Leadership-Fähigkeiten gesprochen, dasselbe muss man auch bei Davis. Er ist ein General auf dem Feld, ein absoluter Anführer, quasi der Quarterback der Defensive. Verletzungen stoppen ihn nicht, er konnte durch das “durchspielen” über seine Verletzung den NFL-Teams zeigen, welch ein Spieler sie erwartet.

Nur sehr wenige Schwächen sieht man in Davis’ Spiel, er ist manchmal zu aggressiv, will zu viel. Die Verletzungen stoppten ihn, nicht nur in der gesamten Spielzeit sondern auch in der wichtigen Vorbereitung auf den Draft bzw. auf die NFL. Jetzt meldet er sich aber wieder topfit und wird bei den Lions starten.

  • Teez Tabor

Prinzipiell hat Tabor die perfekten Maße für seine Position, er vertraut auf seine Fähigkeiten und sein Gespür für das Spiel. Er kann mit den Receivern mitlaufen, er versteht deren Routen, bleibt an ihnen dran. Selten hat sich ein Passfänger von ihm lösen können, vor allem auf kurzen und mittellangen Distanzen ist das eine seiner größten Stärken. In diesem Gebiet kann Tabor durch Athletik und Schnelligkeit punkten – er ist in einer guten Position um den Pass zu unterbinden oder im Idealfall abzufangen.

 

Sein Timing ist ausgesprochen gut, er weiß was er machen darf und setzt seine Hände richtig ein um eine Strafe zu vermeiden, das offensive Play aber nicht zuzulassen. Seine Instinkte sind sehr gut, er riskiert zwar nicht selten, liegt aber mit seinen Einschätzungen in der Regel absolut richtig. Quarterbacks haben es gegen ihn sehr schwer, Tabor kann Spielmacher lesen und so sehr gefährlich für einen offensiven Ballverlust werden.

In den vergangenen Jahren startete Tabor als Outside-Cornerback, natürlich könnte er auch als Nickel-Corner spielen. Er ist sehr flexibel, kann in jedem Defensiv-Schema bestehen bzw. mit jeder Deckung umgehen. Er ist gegen den Lauf schon sehr stark, ist sehr aggressiv beim Tackling.

Tabors größtes Handicap ist seine Geschwindigkeit. Er ist vor allem bei tiefen Routen zu langsam, tut sich dort gegen Receiver extrem schwer, auf diese weiten Distanzen können sich Passfänger von ihm separieren. Wie oben angesprochen ist er ein kleiner Zocker der sich auf seine Instinkte verlässt. Das kann natürlich auch nach hinten losgehen und wird in der NFL stärker bestraft als noch am College. Sein Tackling muss noch verbessert werden, auch hier ist er noch zu hitzig und draufgängerisch. Prinzipiell ist er häufig übermotiviert, was nicht unbedingt von Vorteil sein muss.


Mehr zu Teez Tabor


  • Kenny Golladay

Ein weiterer Passfänger für Stafford. Golladay wird sicherlich noch Zeit brauchen, konnte in der Preseason zumindest sein Talent zeigen. Schnell und gute Hände. Mal sehen wie lange er für die Umstellung auf die NFL braucht.

Insgesamt hatten de Lions neun Picks im Draft – Brad Kaaya wurde schon wieder entlassen. Genaueres zu ihm gibt’s im Draft-Profil.

Positions-Überblick:

Quarterbacks

Stafford trägt das Team. Von ihm wird sehr viel erwartet, er muss gegen die stärkeren Teams beweisen, dass er jedes Spiel gewinnen kann. Mehr zu Matthew Stafford gibt es hier.

Runningbacks

Das Laufspiel der Lions war im vergangenen Jahr im Grunde genommen nicht vorhanden – alle Spieler waren mehr oder weniger ständig verletzt. Ameer Abdullah meldet sich wieder fit und wird der Offensive sicherlich sehr gut tun. Theo Riddick kommt als starker Passfänger in das Backfield der Lions zurück. Kann und wird ein wichtiger Faktor werden.

Wide Receiver / Tight End

Marvin Jones und Golden Tate sind gesetzt – beide sind sehr wichtige Optionen für Stafford, wobei vor allem Tate die Rolle des ersten Receivers übernommen hat. Jones hatte im vergangenen Jahr einen sehr guten Saisonstart, stagnierte aber ab der Saisonmitte. T.J. Jones dürfte der dritte Receiver am Feld sein, Rookie Kenny Golladay wartet dahinter. Von Eric Ebron erwartet man sich immer noch den großen Durchbruch, bisher konnte der Tight End noch nicht sein volles Potential ausschöpfen. Mit Michael Roberts hat man sich noch einen weiteren Tight End im Draft gesichert (der auch mehr als Passfänger denn als Blocker zu verstehen ist).

O-Line

Der Ausfall von Taylor Decker (Schulterverletzung) trifft die Line der Lions sehr schwer. In seiner Rookie-Saison konnte Decker stark überzeugen und war für Stafford eine wichtige Stütze im Offensivspiel der Lions. Greg Robinson übernimmt bis Decker wieder fit ist und will endlich beweisen, dass er mehr kann als er bisher in der NFL gezeigt hat. Man darf skeptisch sein! Ryan Glasgow und T.J. Lang bilden die Guards, Center Travis Swanson bleibt den Lions weiterhin erhalten. Rick Wagner wird neuer rechter Tackle. Die linke Seite ist also definitiv die schwächere – zumindest bis Decker wieder dabei ist.

D-Line

Die Hoffnungen der D-Line ruhen auf den wiedergenesenen Ezekiel Ansah. Der Defensive End gehört zu den besten Pass Rusher der Liga und soll die Lions in dieser Statistik auch wieder nach oben führen. Zusammen mit Neuzugang Cornelius Washington kommt er von außen, Haloti Ngata und A’Shawn Robinson spielen innen. Sicherlich die schlechteste Defensiv-Einheit der Lions, Ngata wird nicht jünger, Robinson spielt zu unkonstant und Washington erst neu ins Team.

Linebacker

Jarrad Davis, Tahir Whithead und Paul Worrilow geben die Linebacker. Auch diese Einheit ist noch nicht die stärkste, man hat aber mit Whitehead einen starken Tackler (132 Tackles 2016) im Team. Die Mitte deckt ab sofort Rookie Jarrad Davis ab, Whitehead kann sich also auch vermehrt als Pass Rusher versuchen.

Secondary

Die Secondary der Lions wird gerne unterschätzt. Darius Slay hat sich zu einem der führenden Cornerbacks der Liga etablieren können, Glover Quinn ist ein sehr starker Safety. Nevin Lawson (wer diesen Namen nicht kennt, hat den Football nie geliebt) war im vergangenen Jahr eine solide Nummer zwei auf der CB-Position und dürfte auch jetzt noch die Nase gegenüber Rookie Teez Tabor vorne haben. Tabor braucht sicherlich noch Zeit. Tavon Wilson spielt als Strong Safety.

Fazit:

Ein Einzug in die Playoffs wäre auf Grund des Schedules eine Überraschung. Detroit ist (und lebt von) Matthew Stafford, er muss sein Team führen und zeigen, dass er auch gegen stärkere Gegner gewinnen kann. Dass das Laufspiel wieder da ist, wird ihn sicherlich nicht stören, sondern auch sehr weiterhelfen können. Der Ausfall von Decker ist eine mittlere Katastrophe, Robinson muss seine Chance jetzt nützen. Defensiv ruhen dir größten Hoffnungen auf Ziggy Ansah. Wird eine spannende Saison für die Löwen.

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