Allgemein:
Die San Diego Los Angeles Chargers taten es also den Rams gleich und zogen in die kalifornische Metropole L.A. um. Die Fans in San Diego wurden enttäuscht zurückgelassen, Neo-Head Coach Anthony Lynn sorgte bei seiner Antritts-PK mit einem Versprecher (verwechselte San Diego mit L.A.) für Lacher. Prinzipiell ist aber nicht nur der Standort neu: viele Trainer kamen ins Team, einige vielversprechende Rookies verstärken eine Franchise, die in den vergangenen Jahren wohl nur auf Grund von schweren Verletzungen einiger Schlüsselspieler zurückgeworfen wurde. Das hat sich in der Offseason bei den Bolts getan:
Coaching-Änderungen:
Coach 2016 | Coach 2017 | |
---|---|---|
Head Coach | Mike McCoy | Anthony Lynn |
Defensive Coordinator | John Pagano | Gus Bradley |
Offensive Line | Jeff Davidson | Pat Meyer |
Runningbacks | Ollie Wilson | Alfredo Roberts |
Assistant Offensive Line | Dave DeGuglielmo | James Cregg |
Quality Control – Offense | - | Dan Shamash |
Linebackers Coach | Bob Babich | Richard Smith |
Assistant Defensive Line Coach | - | Eric Henderson |
Defensive Assistant | - | D’Anton Lynn |
Head Coach:
Anthony Lynn heißt der neue Mann in San Diego Los Angeles. Der 48-Jährige kommt von den Buffalo Bills wo er das Team im vergangenen Jahr den Großteil der Saison als Offensive Coordinator fungierte und interimistisch das Saisonabschlussspiel nach der Entlassung von Rex Ryan als Head Coach betreute. Lynn ist seit 2000 in der NFL tätig, kam schon bei einigen Mannschaften unter, machte sich in den vergangenen Jahren als Runningback-Guru einen Namen. Das wird man auch bei den Chargers beobachten dürfen.
Defensive Coordinator:
Gus Bradley kommt von den Jacksonville Jaguars, wo er in den vergangenen vier Jahren als Head Coach angestellt war. Zuvor entwickelte er bei den Seattle Seahawks als DC eine der besten Defensiv-Abteilungen der Liga, für ihn wird es die erste Anstellung als Defensiv-Betreuer seit 2012. Er sollte in dieser Position besser aufgehoben sein.
Offensive Line:
Mit Lynn kommt Pat Meyer von den Buffalo Bills, wo die beiden eines der besten Runninggames der NFL etablierten. Besonders hilfreich: er war vier Jahre lang Philip Rivers Strength and Conditioning-Coach an der Universität von NC State. Das kann nicht schaden.
Runningbacks:
Seit 2003 in der NFL tätig, verstärkt Alfredo Roberts das Trainerteam der San Diego Los Angeles Chargers. Eigentlich gelernter Tight End (unter anderem zwei Super Bowl Siege mit den Dallas Cowboys) coacht der 50-Jährige erstmals die Runningback-Einheit bei einem NFL-Team. Roberts kennt Lynn schon aus der gemeinsamen Zeit bei den Cleveland Browns (2007/08).
Assistant Offensive Line:
James Cregg kommt von den Denver Broncos, wo er dieselbe Rolle ausfüllte, wie jetzt in San Diego Los Angeles. Zuvor coachte er die Offensive Line der Universität von Southern California (USC Trojans) und bringt insgesamt zwanzig Jahre Erfahrung mit.
Linebackers Coach:
Richard Smith kommt vom Super Bowl Sieger Teilnehmer Atlanta, wo er zwei Jahre lang die Geschicke der Defensive leiten durfte. Mittlerweile geht der Veteran in die dreißigste Spielzeit als NFL-Coach. Er wird den Chargers weiterhelfen können.
Free Agency:
Spieler verloren/entlassen
Spieler | Position | Neues Team |
---|---|---|
King Dunlap | T | Rücktritt |
D.J. Fluker | G | New York Giants |
Manti Te'o | LB | New Orleans Saints |
Jeremy Butler | WR | Buffalo Bills |
Brandon Flowers | CB | ? |
Stevie Johnson | WR | ? |
Sean Lissemore | DT | ? |
Danny Woodhead | RB | Baltimore Ravens |
Dexter McCluster | RB | ? |
Ronnie Hillman | RB | ? |
Robert McClain | CB | Tampa Bay Buccaneers |
Brock Hekking | LB | ? |
Orlando Franklin | G | ? |
- King Dunlap
Der 31-Jährige beendet seine Karriere nachdem er in den vergangenen Jahren mehrere schwere Gehirnerschütterungen erlitt. Gesundheit geht vor, in diesem Fall definitiv eine vernünftige Entscheidung!
- D.J. Fluker
Der 26-jährige ehemalige Firstroundpick des Drafts 2013 verlässt die Chargers nach vier Jahren, nachdem er die hohen Erwartungen zur Gänze nicht erfüllen konnte. Fluker konnte sich weder als Tackle noch als Guard etablieren und wurde deshalb entlassen. Für den ehemals vielversprechenden O-Lineman geht die Karriere vorerst bei den New York Giants weiter.
- Manti Te’o
Te’o ist ein solider Spieler, er hatte aber wie so viele mit Verletzungen zu kämpfen. Nun sucht er bei den New Orleans Saints nach einer neuen Herausforderung.
- Danny Woodhead
Wenn auch nicht mehr der jüngste, sicherlich einer der schmerzhafteren Abgänge für die Chargers. Woodhead spielte – wenn fit – immer noch eine größere Rolle in der Offensive und gab San Diego eine ordentliche Portion Variabilität. Sowohl als Läufer als auch als Fänger enorm wichtig. Man darf gespannt sein, wie Lynn ihn ersetzen will.
- Brandon Flowers
Der Veteran beendete nach seiner Entlassung bei den Chargers vor wenigen Tagen seine Karriere. Als einer der besten Cornerbacks der Liga nach San Diego 2013 gekommen, konnte er seine guten Leistungen bei Kansas City dort nicht zeigen. Flowers erlitt in den vergangenen drei Jahren vier Gehirnerschütterungen und belässt es damit.
Spieler verpflichtet/verlängert
Spieler | Position | Altes Team | Länge des Vertrags | Gehalt in Dollar |
---|---|---|---|---|
Melvin Ingram | DE | San Diego Chargers | Vier Jahre | 64 Millionen (34 garantiert) |
Russell Okung | OT | Denver Broncos | Vier Jahre | 53 Millionen (25 garantiert) |
Jahleel Addae | S | San Diego Chargers | Vier Jahre | 22,5 Millionen (10 garantiert) |
Mike Windt | LS | San Diego Chargers | Vier Jahre | 4,4 Millionen (620 Tausend garantiert) |
Damion Square | DT | San Diego Chargers | Zwei Jahre | 4 Millionen (1,22 garantiert) |
Dontrelle Inman | WR | San Diego Chargers | Ein Jahr | 2,746 Millionen |
Cardale Jones | QB | Buffalo Bills | Drei Jahre (noch Rookie Vertrag) | 2,723,393 Millionen (383,393 Tausend garantiert) |
Korey Toomer | LB | San Diego Chargers | Ein Jahr | 1,797 Millionen |
Kenjon Barner | RB | Philadelphia Eagles | Ein Jahr | 815 Tausend (75 Tausend garantiert) |
Branden Oliver | RB | San Diego Chargers | Ein Jahr | 800 Tausend (50 Tausend garantiert) |
Jeff Cumberland | TE | San Diego Chargers | Ein Jahr | 775 Tausend |
Tre Boston | S | Carolina Panthers | Ein Jahr | 690 Tausend |
Asante Cleveland | TE | San Diego Chargers | Ein Jahr | 690 Tausend |
Adrian Phillips | S | San Diego Chargers | Ein Jahr | 690 Tausend |
Andre Williams | RB | San Diego Chargers | Ein Jahr | 690 Tausend |
Isaiah Burse | WR | San Diego Chargers | Ein Jahr | 615 Tausend |
Sean McGrath | TE | San Diego Chargers | Ein Jahr | 615 Tausend |
- Melvin Ingram
Richtig viel Geld für die Verlängerung des Linebackers. Ingram konnte sich in den vergangenen Jahren steigern und soll neben Joey Bosa für den nötigen Druck auf gegnerische Quarterbacks sorgen. Sicherlich eine gute Entscheidung ihn im Team zu behalten. ob der Preis angemessen ist, wird sich noch herausstellen. Einigen ist die Summe von maximal 64 Millionen Dollar doch deutlich zu hoch. Abwarten!
- Russell Okung
Ein dritter Verein in den vergangenen zwei Jahren. Nach nur einem Jahr bei den Denver Broncos versucht der Tackle nun bei dne Chargers sein Glück. In Denver konnte er den hohen Erwartungen nicht gerecht werden, San Diego Los Angeles vertraut aber in seine Fähigkeiten und stattet den 29-Jährigen mit einem Vierjahresvertrag aus. Ein kleines Risiko ob der jüngsten Leistungen – wenn er aber seine früheren Leistungen auf den Platz bringen kann, hat sich das Engagement ausgezahlt.
- Jahleel Addae
Addae bleibt in San Diego zieht mit nach Los Angeles um und soll dort weiterhin mit seinem aggressiven Spielstil für Furore sorgen. Ein harter Tackler, der sich in der Coverage aber immer noch verstärken muss. Addae wurde 2013 im Draft nicht ausgewählt, schaffte es aber sofort in den Roster der Chargers und spielt seitdem. Vergangenes Jahr setzte ihn ein Bruch des Schlüsselbeins außer Gefecht. Zusammen mit Gus Bradley kann das was werden.
- Tre Boston
Boston kommt von den Carolina Panthers und gibt den Chargers Tiefe in der Secondary. Ein noch junger und vielversprechender Safety – zumindest von den Anlagen her. Wird spannend, ob er den nächsten Schritt machen kann.
- Cardale Jones
Nach nur einem Jahr wechselte Jones von den Buffalo Bills zu den Chargers. Anthony Lynn gilt als großer Fan vom ehemaligen Ohio State-QB. Hier soll er den nächsten Schritt machen.
Draft:
Runde | Pick | Name | Position | College |
---|---|---|---|---|
1 | 7 | Mike Williams | WR | Clemson |
2 | 38 | Forrest Lamp | G | Western Kentucky |
3 | 71 | Dan Feeney | G | Indiana |
4 | 139 | Rayshawn Jenkins | S | Miami |
5 | 151 | Desmond King | CB | Iowa |
6 | 190 | Sam Tevi | OT | Utah |
7 | 225 | Isaac Rochell | DE | Notre Dame |
- Mike Williams
Viele Experten und Fans streiten bis heute, wer denn der beste Passfänger des diesjährigen NFL Drafts war bzw. werden wird. Die Wahl zwischen Corey Davis und Mike Williams polarisiert, schlussendlich kann man aber bis jetzt sagen: beide sind wirklich sehr gut. Williams war die Lebensversicherung von Deshaun Watson bei Clemson, fing nahezu jeden Ball. Bei den Chargers soll er den Gegenpol zu Keenan Allen bilden – der leider immer wieder von Verletzungen gestoppt wird. Williams fällt aber leider selbst auf unbestimmte Zeit mit einem Bandscheibenvorfall aus.
- Forrest Lamp & Dan Feeney
Die beiden besten Guards der Draft-Klasse kamen beide bei den Chargers unter und stellen eine enorme Bereicherung in der Line dar. Beide können sowohl als Guards- als auch als Tackles eingesetzt werden. Einziger großer Wermutstropfen: Forrest Lamp zerstörte sich im Camp das gesamte Knie und fällt die gesamte Saison aus. Feeney dürfte starten.
- Rayshawn Jenkins
Ein großer und physischer Safety für die Chargers. Jenkins ist in der Box sehr stark, ihm fehlt es aber an Ball-Fähigkeiten. Er ist hier und da zu zaghaft und wird seinen Weg erst in die Mannschaft finden müssen. Mit der Verpflichtung von Tre Boston wird es für ihn nicht unbedingt leichter.
- Desmond King
In Runde fünf zu bekommen ist ein Steal. Meiner Meinung nach fiel King viel zu weit nach unten, er kann sowohl als Safety als auch als Cornerback auflaufen. Kings größtes Problem könnten seine physischen Gegebenheiten darstellen: er ist nicht sonderlich groß bzw. sonderlich schnell. Aber einer der intelligentesten DBs der diesjährigen Klasse!
Positions-Überblick:
Quarterbacks
Philip Rivers ist die unumstrittene Nummer eins und bleibt trotz der vielen (Aussetzer)-Interceptions im vergangenen Jahr einer der besten Spielmacher der NFL. Mit ihm können die Chargers in jedem Spiel als Sieger vom Platz gehen. Es wäre ihm sehr zu wünschen, wenn seine Mitspieler endlich alle fit bleiben könnten. Hinter ihm matchen sich Kellen Clemens und Neuzugang Cardale Jones um den Back-Up-Platz.
Runningbacks:
Melvin Gordon konnte sich nach seiner Seuchensaison im ersten Jahr deutlich steigern und wurde zu einem der besten NFL-Runningbacks der abgelaufenen Saison. Am Ende verletzte auch er sich und er kam schließlich knapp nicht auf 1.000-Rushing-Yards (997 Yards, zwölf Total-TDs). Danny Woodhead ist nicht mehr im Team, seine Lücke soll wohl von mehreren Spielern gefüllt werden. Branden Oliver und Andre Williams wurden um ein Jahr verlängert, Kenneth Farrow blieb und Kenjon Barner wurde von den Eagles ins Team geholt.
Wide Receiver/Tight Ends:
Wären alle gleichzeitig fit, es wäre eine der besten Passfänger-Einheiten der Liga. Keenan Allen und Mike Williams ergänzen sich sehr gut, Tyrell Williams mauserte sich zu einer dauerhaften Option. Man muss die kommenden Wochen abwarten – ob Williams nach Verletzung zurückkommt steht noch nicht fest. Die Tight Ends sind mit Antonio Gates und Hunter Henry äußerst stark besetzt. Gates – der Veteran – wird noch einmal die Nummer-Eins sein, Henry wird dahinter lauern und vom künftigen Hall of Famer lernen. Alles in allem eine sehr vielversprechende Einheit!
O-Line:
Alles neu und doch schon wieder ganz anders: Russell Okung kommt als neuer Left Tackle ins Spiel (siehe oben). Matt Slauson wird wieder an seine alte Stammposition (Left Guard) rücken, nachdem er in der vergangenen Saison als Center aushelfen musste. Er ist die einzige große Konstante in der Line der Chargers. Spencer Pulley dürfte die Nase um den vakanten Center-Platz vorne haben, es wird aber vermutlich bis zum Ende der Preseason zu einem Duell zwischen ihm und Max Tuerk kommen. Als rechter Guard bleibt nach der Verletzung von Forrest Lamp Dan Feeney über. Der Rookie dürfte den Starting-Posten sicher haben. Joe Barksdale bleibt rechter Tackle, hätte vermutlich ordentlich Druck von Lamp bekommen, ist aber ob der Verletzung der Glückliche. Wirklich stark präsentierte er sich zuletzt nicht.
D-Line:
Melvin Ingram und Joey Bosa – das Duo wird es den gegnerischen O-Lines sehr schwer machen. Corey Liuget und Brandon Mebane sorgen von innen für den Druck im 4-3 System. Mebane konnte im vergangenen Jahr überzeugen, Liuget tut sich etwas schwerer. Man wird sehen wie er sich mit Bradley kurzschließen kann.
Linebacker:
Jatavis Brown, Denzel Perryman und Kyle Emanuel dürften die drei Linebacker in der neuen 4-3 Defensive darstellen. Brown ist ein solider Tackler mit guten Instinkten und er überzeugt mit seiner guten Athletik. Perryman soll die Mitte abdecken, ist vor allem gegen den Lauf sehr stark. Kyle Emanuel schließt die Dreier-Reihe als Sam-Linebacker ab – auch er kann Dank seiner Stärke gegen den Lauf der Mannschaft weiterhelfen.
Secondary:
Wenn beide fit sind und gemeinsam auf dem Feld stehen, zählen Jason Verrett und Casey Hayward zu einem der besten Cornerback-Tandems der Liga. Verrett konnte in den vergangenen drei Jahren nur an 24 Spielen teilnehmen, Verletzungen stoppten ihn leider viel zu häufig. Ist er am Feld, ist er eine absolute Bank – er lässt nahezu nichts zu. Hayward schlägt in dieselbe Kategorie. Dwight Lowery und Jahleel Addae dürften die Safeties bilden.
Fazit:
Die San Diego Los Angeles Chargers haben einen der talentiertesten Kader in der NFL, auch auf die Gefahr hin sich zu wiederholen: bleiben alle Mannschaftsteile fit, kann man überraschen und ist ein ernstzunehmender Kandidat für den Titel in der stark umkämpften AFC West. Natürlich gilt es vorher noch zu klären, wie sich die Mannschaft mit den neuen Trainern versteht. Aber rein von den spielerischen Möglichkeiten darf man sich ganz oben wähnen.
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