Allgemeines:
Die Tampa Bay Buccaneers verpassten in der abgelaufenen Saison nur knapp die Playoffs, obwohl man mit neun Siegen bei sieben Niederlagen einen positiven Record am Ende zu Buche stehen hatte. Das Team um Quarterback Jameis Winston gilt als heißer Außenseiter-Tipp und verstärkte sich in der Offseason an einigen Positionen noch einmal eklatant. In einer umkämpften Division sind diese Upgrades auch bitter nötig, wenn man mit den anderen Mannschaften mithalten bzw. im Idealfall an ihnen vorbeiziehen will. Das hat sich in der Offseason bei den Piraten getan:
Coaching-Änderungen:
Coach 2016 | Coach 2017 | |
---|---|---|
Assistant to Head Coach | Zack Grossi | Anthony Perkins |
Tight Ends | Jon Embree | Ben Steele |
Offensive Quality Control | Ben Steele | Zack Grossi |
Keine großen Änderungen, die Buccs haben vakante Posten hauptsächlich intern nachbesetzt.
Free Agency:
Spieler verloren/entlassen:
Spieler | Position | Neues Team |
---|---|---|
Mike Glennon | QB | Chicago Bears |
Russell Shepard | WR | Carolina Panthers |
Akeem Spence | DT | Detroit Lions |
Bradley McDougald | FS | Seattle Seahawks |
Vincent Jackson | WR | FA |
Daryl Smith | LB | FA |
Gosder Cherilus | T | Rücktritt |
Alterraun Verner | CB | Miami Dolphins |
Brandon Myers | TE | FA |
Cecil Shorts | WR | FA |
Antone Smith | RB | FA |
John Hughes | DE | FA |
Andrew DePaola | LS | FA |
Howard Jones | LB | FA |
Roberto Aguayo | K | FA |
- Mike Glennon
Einfach hat er’s nicht, der gute Mike. Glennon war Backup von Winston als man ihn im NFL Draft 2015 an erster Stelle auswählte und wechselte mit Aussicht auf den Startingposten bei den Chicago Bears nach Illinois. Dort bekam er mit Mitch Trubisky einen jungen QB in seine Einheit hineingesetzt, der früher als später übernehmen wird. Glennon findet dort also eine ähnliche Situation wie in Tampa Bay vor.
- Russell Shepard
Ein sehr guter Special Teamer und auch brauchbarer Slot-Receiver verlässt die Buccaneers. Sollte ob der vielen Waffen kein großer Verlust für die Mannschaft sein.
- Bradley McDougald
Vergangenes Jahr Starter als Free Safety, schloss sich McDougald den Seattle Seahawks an. Er kann eigentlich alles, wenn auch nichts besonders außerordentlich gut. Für die Einheit wäre so ein Spieler nicht schlecht gewesen, man hätte mit ihm verlängern sollen – auch wegen seiner Vielseitigkeit als Free bzw. als Strong Safety auflaufen zu können.
- Vincent Jackson
Der Veteran verlässt die Buccaneers nach fünf Jahren in Florida. Gerade in seinen ersten drei Jahren konnte er der Mannschaft enorm weiterhelfen (drei 1.000-Receiving-Yard-Saisonen), er konnte aber in den vergangenen zwei Jahren wegen Verletzungen nicht mehr sein bestes Potential abrufen.
- Alterraun Verner
Verner konnte die hohen Erwartungen im Grunde genommen nie erfüllen. Der ehemalige Pro-Bowler kam im Jahr 2013 und bekam auch gleich einen Vierjahresvertrag über 28,5 Millionen Dollar. Im vergangenen Jahr startete er in drei Spielen – man trennte sich von ihm.
- Roberto Aguayo
Sie haben ihn tatsächlich entlassen: nachdem Roberto Aguayo in der Preseason mehrere Field Goals nicht treffen konnte, zogen die Tampa Bay Buccaneers die Reißleine und setzten ihn vor die Türe. Nur zur Erinnerung, Aguayo wurde vergangenes Jahr in der zweiten Runde von den Bucs ausgewählt, man tradete extra noch einmal nach oben. Am College (FSU) machte er mit einer 100%-Quote auf sich aufmerksam. In der NFL wollte das nicht gelingen. Warum? Vermutlich weil man sich mit der Auswahl Aguayos in der zweiten Runde absolut keinen Gefallen gemacht hat. Kicker leben zu 50% von ihrer Performance im Kopf, müssen mental voll da sein – wenn man einen so jungen Spieler so früh drafted, kommt ein ordentlicher Druck zusammen. Und eins zum anderen: Aguayo vergeigt, die Medien (und wir) machen eine große Geschichte daraus und am Ende bleibt der Junge noch verunsicherter zurück als zuvor. Das hätte man vermeiden können. Sehr schade, was wir aber definitiv gelernt haben: man tut sich keinen Gefallen, wenn man einen Kicker in der zweiten Runde pickt.
Bei den Chicago Bears fand er zunächst eine neue Bleibe, mittlerweile trennte man sich aber auch dort von ihm.
Spieler verpflichtet/verlängert:
Spieler | Position | Altes Team | Länge des Vertrags | Gehalt in Dollar |
---|---|---|---|---|
Willie Gholston | DE | Tampa Bay Buccaneers | Fünf Jahre | 37,5 Millionen |
Desean Jackson | WR | Washington Redskins | Drei Jahre | 33,5 Millionen |
Chris Baker | DT | Washington Redskins | Drei Jahre | 15,75 Millionen |
J.J. Wilcox | S | Dallas Cowboys | Zwei Jahre | 6,25 Millionen |
Joe Hawley | C | Tampa Bay Buccaneers | Zwei Jahre | 5,5 Millionen |
TJ Ward | S | Denver Broncos | Ein Jahr | 5 Millionen |
Chris Conte | S | Tampa Bay Buccaneers | Zwei Jahre | 5 Millionen |
Josh Robinson | CB | Tampa Bay Buccaneers | Zwei Jahre | 5 Millionen |
Jacquizz Rodgers | RB | Tampa Bay Buccaneers | Zwei Jahre | 3,3 Millionen |
Ryan Fitzpatrick | QB | New York Jets | Ein Jahr | 3 Millionen |
Nick Folk | K | New York Jets | Ein Jahr | 1,7 Millionen |
- Willie Gholston
Richtigerweise verlängerte man mit Gholston. Der ehemalige Viertrundenpick bekam einen neuen Vertrag und ist ein wichtiger Bestandteil der D-Line Tampa Bays. Mit 25 Jahren zudem noch sehr jung, von ihm darf man sich noch einiges erwarten.
- Desean Jackson
Winston hat mit Desean Jackson eine Waffe für tiefe Bälle bekommen. Der Veteran kommt von den Washington Redskins und wird der Einheit noch einen weiteren Punch in Sachen Vielseitigkeit geben. Auch wenn die Verpflichtung nicht wirklich billig war – Jackson wird zusammen mit Mike Evans ein sehr gefährliches Duo bilden.
- Chris Baker
Baker kommt für den abgewanderten Akeem Spence und wird neben Gerald McCoy als Defensive Tackle starten. Er dürfte der Mannschaft gut weiterhelfen können, ist mit 29 Jahren im besten Footballer-Alter. Für Baker nahmen die Buccaneers verhältnismäßig wenig Geld in die Hand – ein fantastischer Deal.
- J.J. Wilcox/T.J. Ward
Eigentlich erst verpflichtet wurde J.J. Wilcox Opfer der Verpflichtung von T.J. Ward. Für Wilcox war kein Platz mehr, man tauschte ihn mit einem Siebtrunder für den kommenden Draft im Austausch gegen einen Sechstrunder zu den Pittsburgh Steelers.
T.J. Wards Engagement zu den Buccaneers ist eine der späten Bomben der Offseason. Der dreimalige Pro-Bowler wurde bei den Denver Broncos entlassen, als man keinen passenden Trade-Parnter für ihn fand. Die Entlassung kam überraschend und bei den Defensiv-Spielern der Broncos nicht gut an – Ward genoss sehr hohes Ansehen im Team. Bei den Bucs dürfte er sofort neben Chris Conte spielen.
- Joe Hawley
Hawley wurde für die Kaderbreite verlängert, dürfte sich aber hinter Ali Marpet anstellen müssen. Ein solider Spieler der im Zweifel einspringen kann.
- Chris Conte
So wie’s aussieht wird Conte weiterhin starten – obwohl er vor allem in der vergangenen Saison nicht überzeugen konnte. Man versucht es noch mindestens ein Jahr mit ihm und hofft nun wohl auch, dass er zusammen mit T.J. Ward für mehr Stabilität sorgen kann. Der Vertrag ist nicht sehr hoch dotiert, sollte er sich nicht wie gewünscht entwickeln, wird man ihn zu relativ geringem Verlust entlassen können.
- Ryan Fitzpatrick
Er ist wieder da. Als Backup. Jameis Winston muss sich fürchten, sollte er sich verletzen übernimmt traditionell auch nach der Genesung des Starting-QBs Fitzpatrick den Einser-Posten. Für einen Vertrag zu viel Geld. Um dann wieder nichts zu zeigen. Ach, der gemeine seNFL-Leser kennt die fitzpatricksche Spirale ohnehin schon. Jameis, bitte verletz dich einfach nicht!
- Nick Folk
Folk kommt wie Fitzpatrick von den Jets und konnte sich gegen Roberto Aguayo als neuer Kicker durchsetzen.
Draft:
Runde | Pick | Name | Position | College |
---|---|---|---|---|
1 | 19 | O. J. Howard | TE | Alabama |
2 | 50 | Justin Evans | S | Texas A&M |
3 | 84 | Chris Godwin | WR | Penn State |
3 | 107 | Kendell Beckwith | LB | LSU |
5 | 162 | Jeremy McNichols | RB | Boise State |
7 | 223 | Stevie Tu'lkolovatu | DT | USC |
- O.J. Howard
Um einen generellen Überblick auf O.J. Howard zu bekommen reicht schon der Blick auf seine Combine-Zahlen: mit einer Körpergröße von 1.98 Meter und einem Gewicht von 110 Kilogramm lief er den 40-Yard-Dash gleich schnell wie David Johnson (4.51 Sekunden) und einen schnelleren three-cone-Drill als etwa Tyler Lockett (6.85 Sekunden). Ums kurz zu machen: Howard ist ein herausragender Athlet!
Seine Schnelligkeit ist außergewöhnlich für einen Tight End, er ist wirklich eine Waffe, die man für tiefe Bälle einsetzen kann. Er weiß seinen Körper einzusetzen, behauptet sich gegen Safeties und macht auch im eins-gegen-eins den Catch. Egal ob er gegen Zonen- oder Manndeckung spielt, Howard macht es seinen Gegenspielern enorm schwer, sich gegen ihn durchzusetzen.
Howard kann eigentlich alles: sein Route-Running ist außerordentlich gut, seine Hände sehr verlässlich, seine Ausbeute nach dem Catch mehr als ansehnlich. Dank seiner Größe ist er natürlich ein Ziel in der Redzone, seine Stärke lässt ihn von Gegenspielern nach dem Catch nur schwer zu Boden bringen.
Für Howard hat es sich ausgezahlt, noch ein Jahr am College anzuhängen, sein Blocking wurde dadurch signifikant verbessert. Er konnte sich so zu einem verlässlichen Blocker mausern, der seinen Runningbacks Löcher aufreissen und seinem Quarterback Zeit verschaffen kann. Howard ist mit Sicherheit ein three-down Spieler. Schwächen gibt es eigentlich nicht. Selten lässt er einen Ball fallen, sein Blocking kann noch ausgebaut werden. Das war’s.
Dennoch darf man noch nicht zu viel von einem Rookie-Tight End erwarten. Die Umstellung auf die NFL kann auf dieser Position einige Zeit in Anspruch nehmen. Wenn er aber einmal in der Mannschaft richtig Fuß gefasst hat, wird das eine enorm giftige Offensive!
- Justin Evans
Die Auswahl von Evans ist nicht unumstritten – Genie und Wahnsinn liegen bei ihm dicht aneinander. Am College fiel vor allem eine Zahl auf: 38. So viele Tackles verpasste er in den vergangenen zwei Jahren. Er geht immer auf’s ganze, scheut vor nichts zurück. Seine größte Stärke ist seine Schnelligkeit, er kommt im Grunde genommen immer noch schnell genug an den Mann. Evans wird man in dieser Saison vermutlich noch nicht sehr oft auf dem Spielfeld sehen, er ist ein Zukunftsprojekt, das noch einiges lernen muss – zum Beispiel richtiges Timing beim Tackling.
- Chris Godwin
Für die Tiefe schon jetzt ein guter Mann, könnte Godwin überraschen. Ein schneller Spieler, der in der Preseason überzeugen konnte. Am Ende des Tages ein Pick für die Zukunft, mit dem Fans der Buccaneers potentiell noch viel Freude haben können!
- Kendell Beckwirth
LSU neben LSU: Kwon Alexander spielt nun wieder neben seinem ehemaligen Teamkollegen. Beckwirth hat sich von seiner Knieverletzung erholt und sich schon den Starting-Posten des SAM-Linebackers sichern können. Sehr interessant, Kwon spielte bei den LSU Tigers noch außen, Beckwirth innen – in der NFL tauscht man die Plätze. Umso erstaunlicher, dass er nun schon Starter ist.
Positions-Überblick:
Quarterbacks
Jameis Winston ist der gesuchte Franchise Quarterback und hat die ihn in gesteckten Erwartungen bisher erfüllen können. Er ist der erste QB in der Geschichte der NFL der seine Karriere mit zwei 4.000-Passing-Yards-Seasons beginnen hat können. Allerdings muss er sich noch steigern was Genauigkeit und Entscheidungen betrifft: vergangenes Jahr kam er auf 18 Interceptions, gefühlt begann er jedes Spiel mit einem Pick. Mit seinen vielen (neuen) Passfänger-Optionen dürfte er noch einmal einen Schritt nach vorne gehen können – zumindest erwartet man das von ihm.
Runningbacks
Doug Martin ist für die ersten drei Spiele der kommenden Saison gesperrt, dürfte dann aber wieder den Starting-Posten im Backfield inne haben. Für ihn übernimmt derweil Jacquizz Rodgers, der auch schon im letzten Jahr als Ersatzmann eingesprungen ist.
Wide Receiver/Tight Ends
Mike Evans, Desean Jackson und Adam Humphries bzw. Rookie Chris Godwin bilden die Waffen von Jameis Winston. Evans ist einer der besten Receiver der Liga, die Verbindung zwischen ihm und Winston funktionierte schon in den abgelaufenen Spielzeiten perfekt. Mit Desean Jackson kommt ein schneller Spieler in die Mannschaft, der jede Defensive auseinander ziehen kann. Als Tight End konnte sich O.J. Howard schlussendlich doch schon in die erste Mannschaft stellen, er kann einer der besten auf seiner Position werden. Von ihm sollte man sich aber in der ersten Saison noch nicht den neuen Rob Gronkowski erwarten.
O-Line
Die Line der Buccaneers gehört zu den schwächsten der NFL. Center Ali Marpet hat man von Guard auf diese Position umgelernt und ist sicherlich der vielversprechendste Akteur dieser Einheit. Left Tackle Donovan Smith ist eine ziemliche Zumutung, Kevin Pamphile (LG), J.R. Sweezy (RG) hat bisher wegen Verletzungen nach seinem Wechsel zu Tampa noch kein einziges Spiel für sein neues Team bestritten – auf ihm ruhen Hoffnungen. Demar Dotson ist ein Veteran aber ebenfalls nur maximaler Durchschnitt. Da muss man noch was machen.
D-Line
Robert Ayers und Wiliam Gholston bilden die Defensive Ends. Ayers dürfte sich mit dem hochtalentierten Pass Rusher Noah Spence abwechseln und für ordentlich Druck von außen Sorgen. In der Mitte spielen der überragende Gerald McCoy und Chris Baker. Insgesamt eine sehr gute Line.
Linebacker
Lavonte David, Kwon Alexander und Kendell Beckwirth werden die Linebacker bilden. David konnte sich in der abgelaufenen Saison wieder steigern und war ein wichtiger Faktor in der Defensive – sowohl gegen den Lauf als auch als Blitzer. Nicht umsonst wurde er ins zweite All-Pro Team gewählt. Kwon Alexander ist die Tackling-Maschine und bekommt mit Kendell Beckwirth seinen alten Teamkollegen an die Seite gestellt. Eine spannende Einheit!
Secondary
Wie schon in der vergangenen Saison werden Vernon Hargreaves III und Brent Grimes die Cornerbacks bilden. VHIII musste am eigenen Leib erleben, dass die Umstellung von College auf NFL nicht die leichteste ist. Allerdings hat er in einer Division mit drei MVPs nicht wirklich die leichtesten und angenehmsten Gegner denen er jeweils zweimal im Jahr gegenüberstehen muss. Aber man weiß was er kann, er wird sich sicherlich steigern können. Die Safties bilden wie oben schon angesprochen T.J. Ward und Chris Conte.
Fazit:
Die Tampa Bay Buccaneers verpassten die Postseason in den vergangenen zwei Jahren nur denkbar knapp. In der kommenden Saison ist alles möglich, man hat die Mannschaft gezielt verstärkt und dürfte wieder um den Divisionsieg mitspielen können. Bei diesem Team entsteht etwas!
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