Zum Abschluss der vierzehnten Runde der NFL Regular Season besiegten die New England Patriots die Baltimore Ravens mit 30:23. Ein Spiel in dem die Patriots lange als sicherer Sieger aussahen, ehe man am Ende doch noch ein wenig zittern musste.
Es schien alles aufzugehen, die Patriots starteten mit einem Safety ins Spiel, als man Ravens-Rookie-Runningback Kenneth Dixon in seiner eigenen Endzone zu Boden reißen konnte. Zwischenzeitlich versuchten die Ravens an Punkte zu kommen, Justin Tucker, der wahre MVP der heurigen Saison stellte sich zum Field Goal auf, sah aber selbst etwas blöd aus der Wäsche als Patriots Linebacker Shea McClellin über die Abwehrreihe Baltimores sprang und das Field Goal blockte. Touchdowns von LeGarrette Blount und Malcolm Mitchell sorgten für eine 16:0 Führung für New England. Es war noch nichts zu sehen von Baltimores gefürchteter Defensive und auch offensiv wollte es nicht laufen, als Ravens QB am anschließenden Drive eine Interception warf. Dies dürfte der benötigte Weckruf gewesen sein, die Ravens setzten Brady zunehmend unter Druck, man zwang ihn zu Fehlern die in einer Interception Ausdruck fand. Gegen Ende des zweiten Viertel funktionierte der Field Goal-Versuch dann doch und die Ravens kamen zu ersten Punkten.
In Hälfte zwei das gleiche Bild wie zu Beginn des Spiels. Tom Brady führte seine Mannschaft über das Feld, fand Tight End Martellus Bennett für den nächsten Touchdown. Die Ravens konnten in der anschließenden Serie nur punten, bekamen aber Hilfe von Patriots-Returner Cyrus Jones, der den Ball muffte und die Ravens den Ball an New Englands-drei Yard Linie unter Kontrolle bringen konnten. Ein Touchdown durch Waller folgte. Der anschließende Kick-Off brachte die Ravens abermals in Ballbesitz, als Patriots Returner Matt Slater den Ball fumbelte. Flacco und seine Offensive nahmen das Geschenk an und kamen durch Dixon zu den nächsten Punkten. Tucker verwertete im vierten Viertel noch ein Field Goal – das Spiel war also wieder offen. Brady nahm sich ein Herz, fand Chris Hogan zum richtigen Zeitpunkt für einen 79-Yards TD und baute die Führung aus. Baltimore kam mit einem weiteren Field Goal noch einmal heran, konnte den anschließenden Onside-Kick aber nicht für sich entscheiden und ging schlussendlich als Verlierer vom Platz.
Wer braucht schon Gronk?
Der Ausfall von Tight End Superstar Rob Gronkowski verunsicherte viele Fans der Patriots sehr. Zurecht auch, schließlich gibt es einen Spieler der Klasse Gronkowski nur einmal. Er bindet Verteidiger an sich, lässt somit Räume für seine Mitspieler entstehen oder fängt die Bälle selbst aus schier aussichtslosen Positionen. Die starke Verteidigung der Ravens ohne Gronk zu besiegen, dass war die große Aufgabe. Und sie wurde gemeistert.
In der Offseason hat man vorgesorgt, mit Martellus Bennett eine starke Ergänzung zu Gronkowski verpflichtet. Bennetts Größe, Athletik und vor allem seine Block-Stärke (die er in manchen, seltenen Spielen aber auch vermissen ließ), ist eine Waffe, die, wenn richtig eingesetzt, Gegner zur Verzweiflung bringt. Gegen Baltimore fing Bennett jeden der auf ihn geworfenen Bälle für 70 Yards und einen Touchdown. Er setzte seine Kraft und Größe perfekt gegen seine Gegenspieler ein und zeigt, dass die Tight End Position der Patriots weiterhin einer der großen Schlüssel zum Erfolg des Offensivspiels New Englands ist.
Brady kurz und mächtig
Tom Brady geht es ähnlich wie Le’Veon Bell. Eigentlich im Fix-Mix der MVP-Diskussion ist sein Wert heuer ob der Vierspiele-Sperre zu Beginn der Saison nicht der höchste. Das ist schade, schließlich spielt Brady einmal mehr eine herausragende Saison. Der 39-jährige Superstar führte sein Team mit 406 Passing-Yards (25/38) und drei Touchdowns bei einer Interception zum Sieg. Bradys Spiel ist sicher, er wirft kurze oder mittellange Pässe, meist über seine Receiver damit die auch nach dem Fang noch ordentlich Yards erlaufen können. Die Interception geht auf seine Kappe, da wurde ihm der Druck Baltimores auf ihn und seine Line zu groß. Alles in allem aber wieder ein mehr als ordentliches Spiel von Brady, der beweist, dass es ihm eigentlich egal ist auf wen er die Bälle wirft – so lange seine Mitspieler Bälle fangen können funktioniert das Rad in New England perfekt.
Brady goes over 400 yards, his second 400-yard game of the season and ninth of his career. #BALvsNE
— New England Patriots (@Patriots) December 13, 2016
Amendola fehlt mehr als Gronk
Gronkowski zu kompensieren gelang gegen Baltimore, Danny Amendola hingegen fehlte den Patriots sehr. Der Return-Spezialist verpasste das Spiel aufgrund einer Knöchelverletzung, seine Ersatzmänner Cyrus Jones und Matthew Slater konnten sich nicht in den positiven Vordergrund stellen. Beide übergaben den Ball bei Returns an Baltimore, wahrlich keine Stellenempfehlung.
Backfields könnten unterschiedlicher nicht sein
LeGarrette Blount spielt eine Pro-Bowl Season. Der Runningback der Patriots erzielte im Spiel gegen die Ravens seinen 14 Rushing-Touchdown in dieser Saison und ist trotz Deion Lewis und James White die klare Nummer eins im Backfield der Patriots. Jetzt, da dieser Satz geschrieben ist, kann man davon ausgehen, dass Belichick kommende Woche irgendeinen Free-Agent oder einen Spieler aus der Practice Squad fix verpflichtet und laufen lässt. Oder er bleibt bei Blount – gegen die Ravens wieder 72 Yards, ingesamt hält er bei 1.029 Rushing Yards in dieser Saison und ist damit auf Platz fünf der Runningbacks.
Die Ravens hingegen scheinen Terrance West nicht wirklich zu vertrauen. Gegen New England bekam West nur zwei Carries (für zwei Yards). Trotz seines Safeties in Viertel eins hielt man an Kenneth Dixon fest. Der Rookie sollte es mit einer guten Leistung zurückzahlen, auch wenn er bei elf Versuchen nur auf 39 Yards kam, Dixon hat zweifellos enormes Talent, scheut keinen Kontakt und macht Yards nach dem ersten Kontakt. Wird interessant wer das Rennen dort gewinnt.
Flacco nur in Hälfte zwei stark
Joe Flaccos Tag war zu Beginn wahrlich katastrophal: die mittellangen Bälle über mindestens zehn Yards kamen nicht an (1/5) oder wurden intercepted, die kurzen Pässe konnten nicht viel ausmachen oder kamen nicht an. Das lag auch an der O-Line, die zu Beginn noch ein wenig schlief, später aber eine mehr als gute Leistung abrief. Man sieht, dass Ravens Coordinator Marty Mornhinweg bei Lions OC Jim Bob Cooter spioniert, er versucht ähnlich wie Cooter in Detroit, Flacco bei den Ravens einen Offensivplan mit kurzen, sicheren Pässen zurechtzulegen. In Hälfte zwei fand Flacco seinen Rhythmus, er konnte die wichtigen Turnover seiner Special-Teams in Punkte umwandeln. Am Ende versöhnliche 324 Yards (37/52), zwei TDs, eine INT.
Defensiv ein hin und her
Die Einheit der Ravens funktioniert. Eric Weddle war überall, kam auf eine Interception, einen Sack und war ein wichtiger Faktor in der Run-Defensive. Bitter für die Ravens: Cornerback Jimmy Smith und Jerraud Powers mussten verletzt vom Feld. Linebacker Zach Orr führte mit sechs Solo-Tackles (und vier Assists) sein Team an, er war aber auch der Schwachpunkt an diesem Tag. Warf Brady in Orrs Richtung kam jeder Pass an, man kam zu einem Raumgewinn von 70 Yards. Durch die Mitte fand man also das Mittel und den Weg zum Erfolg.
Auf der Gegenseite stach Malcolm Butler hervor, der zwar drei von vier Pässen zuließ, insgesamt aber nur 31 Yards zuließ (25 Yards resultierten aus einem Pass). Eine Deflection und wichtige Stopps gingen auf die Kappe von Butler (drei Solo Tackles). DT Malcolm Brown versuchte alles, setzte die O-Line Baltimores unter Druck, war ein großer Unruheherd.
Die Patriots stehen durch den Sieg bei 11-2, dürften in der Postseason Heimrecht genießen. Die Ravens fallen auf Platz zwei der AFC North und müssen jetzt Herz zeigen, wenn man noch in die Playoffs kommen will. Die AFC ist stark umkämpft, spannende Wochen liegen vor uns.
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