Jason Witten ist ein Dauerbrenner. Seit nun schon 14 Jahren spielt der Tight End in der NFL und bei den Dallas Cowboys. Von Ruhestand will der 35-Jährige nichts wissen.
Die Geschichte von Jason Witten führt uns zurück nach Tennessee, wo Witten nicht nur geboren wurde, sondern auch sein gesamtes Football-Leben vor der NFL verbrachte. Am College spielte Witten für die Tennessee Volunteers, ehe er 2003 von den Dallas Cowboys in der dritten Runde des NFL-Drafts ausgewählt wurde. Im selben Jahr wählten die Texaner auch Tony Romo, der mit Witten eine der ehrlichsten “Bromances” der Liga führen sollte.
Tony Romo hat die Footballschuhe jüngst an den Nagel gehängt, Witten denkt noch nicht daran. Er will den großen Wurf noch erreichen, sich mit den Cowboys den Super Bowl schnappen. Witten ist trotz seines hohen Alters noch ein wichtiger Bestandteil der Cowboys-Offensive, kam auch in der abgelaufenen Saison auf sehr viele Receptions (69) und steuerte knapp 700 Yards bei drei Touchdowns bei. Für Dak Prescott ist Witten wichtig: auf ihn kann er sich in schwierigen Situationen verlassen.
Die Hölle
Witten spielte an der Highschool sowohl in der Defensive als auch in der Offensive: Linebacker und Tight End. Bei den Vols am College wechselte er endgültig in die Offensive und wurde einer der besten Tight Ends in der Geschichte Tennessees. Dass es überhaupt soweit kommen konnte, war nicht immer klar: Witten, seine Mutter und Brüder wurden vom Vater – einem Alkoholiker und Drogenabhängigen – missbraucht, und konnten sich erst Jahre später aus der heimischen Hölle befreien. “Unser Vater war ein guter Mensch in vielen Dingen. Es ist für außenstehende nicht leicht zu verstehen, aber wenn man um ihn herum war, hat man das gesehen. Er hatte sich einfach nicht unter Kontrolle, konnte damit (Anm. Alkohol) nicht umgehen”, sagte Witten heute. “Ich bin der jüngste von uns drei Brüdern und habe meistens mehr beobachtet, als selbst geschlagen zu werden. Das war noch schlimmer – jene so zugerichtet zu sehen die man liebt – aber auch die eine Person zu sehen die austeilte, denn den Vater liebt man auch. Das war das schlimmste.”
Ryan, Jasons ältester Bruder versuchte die beiden jüngeren zu schützen und wurde schon früh eine Art Vaterfigur für Jason. Die Situation eskalierte endgültig als der Vater nach einem Ausflug das Familienauto plötzlich abstellte und seiner Frau befahl, das Auto zu verlassen. Die Kinder wollte er mitnehmen. Ryan wusste was geschehen würde, öffnete geistesgegenwärtig die Tür der Kinder am Rücksitz und man verließ zusammen mit der Mutter das Fahrzeug und stand mitten auf der Autobahn. Sie fanden Zuflucht bei Jasons Großvater Dave Rider, der in Elizbathton (Tennessee) zusätzlich noch das Football-Team betreute. Jason war zu diesem Zeitpunkt elf Jahre alt.
Im Sport fanden die Brüder ein Ventil um mit der schlimmen Situation umzugehen, spielten mehrere Sportarten gleichzeitig und wurden so noch mehr zusammengeschweißt: im Sport sah man die Zukunft.
Der Weg
Rider half seinen Enkel in jeglicher Hinsicht – war Vaterfigur, Mentor und Trainer gleichzeitig. In der Gemeinde war er hoch angesehen, er trainierte das High School Team über 20 Jahre. “Die Schulzeit war unglaublich! In den langen Autofahrten zur Schule konnten wir mit ihm über alles reden, bekamen auf alles eine Antwort. Er konnte mit der schwierigen Situation fantastisch umgehen.” Dadurch nahm die Karriere der Brüder und insbesondere jene von Jason richtig Fahrt auf. Viele Universitäten rissen sich um das Talent, Witten gab aber nur zwei eine Chance: Tennessee und Virginia Tech, wo sein Bruder schon spielen sollte. Er entschied sich für sein Herz und seine Lieblings-College-Mannschaft Tennessee – zunächst als Defensive End, eine Position die Witten sehr gerne spielte. Als sich während der Saison mehrere Tight Ends verletzten musste man improvisieren und man stellte Witten auf diese Position. Es funktionierte, passte wie die Faust aufs Auge, konnte in wenigen Spielen als Starter seiner Mannschaft enorm weiterhelfen. Im dritten Uni-Jahr erfolgte sein Durchbruch, als er Schulrekorde brach (meiste Recpetions, Yards) und sich mit einem Touchdown in einem legendären Spiel für immer in die Schul-Geschichtsbücher schrieb: entscheidender Touchdown in der sechsten Overtime gegen die Universität von Arkansas. Der Draft stand vor der Tür, Witten wurde von vielen als Firstround-Pick angesehen.
Es kam anders, Witten hörte seinen Namen noch nicht am ersten Tag, war bitter enttäuscht, ließ er doch das College extra ein Jahr früher als üblich hinter sich. Die Cowboys schlugen schließlich in der dritten Runde zu und sollten es bis heute nicht bereuen. “Als ich gedraftet wurde, wollte ich nur eine Chance bekommen. Ich dachte mir: Ich brauch nur ein Team das an mich glaubt.” Unter dem damaligen Head Coach Bill Parcells war mit Wittens Einstellung stets zufrieden, lobte den jungen Mann in einer Tour. Witten konnte zwar im ersten Jahr nur in sieben Spielen starten, zeigte aber, dass er die Zukunft der Cowboys sein würde. Im darauffolgenden zweiten Jahr erfolgte der NFL-Durchbruch, als er auf 980 Yards (87 Receptions) und sechs Touchdowns kam. Seine ganze Karriere über sollte es so weitergehen, er stellte mehrere NFL Rekorde auf.
Schon jetzt Rekordmann
Wittens 14-jährige Karriere macht ihn zu einem der eindrucksvollsten Spieler der Cowboys-Geschichte. Er konnte in bisher jeder Saison einen Pass bzw. einen Touchdown fangen, hält den Rekord für die meisten Receptions! Auf den All-Time-Receiving-Rekord von Michael Irvin (11.904 Yards) fehlen ihm nur noch 16 Yards – eine Zahl die er schon im ersten Saisonspiel erreichen könnte. NFL-Rekorde darf er auch sein eigen nennen – kein anderer Tight End fing mehr Bälle in einer Saison (110; 2012), bzw. in einem einzigen Spiel (18). Zehn mal Pro Bowl, zwei mal All-Pro First Team – eben einer der besten aller Zeiten.
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